250 Veranstaltung - warum sie zum Schönsten in meinem Leben zählen

 Es ist so besonders: vor vier Jahren bin ich aus der Bundesregierung ausgestiegen, ohne jedes Netz, ohne Absicherung. Keine Politikerpension, keine Aufsichtsratssitze, keine Absicherung durch parteinahe Jobs - das ist bei den Grünen ohnedies nicht möglich (und das ist gut so) und ich wollte auch selbst meinen eigenen Weg gehen.

Schrittweise habe ich mir eine neue Existenz aufgebaut: Beratungen, Arbeit als Autor etwa zwei Jahre mit Kolumnen in der Krone, nun mit einer Serie in der Kleinen Zeitung, vor allem aber mit zwei Büchern, die zu Bestsellern wurden. Und drittens mit vielen Veranstaltungen - genau 250 sind es seit Donnerstag mittlerweile, alleine in den letzten 12 Monaten über 100,  darunter insgesamt 152 Lesungen aus „Pandemia“ und „Wie wir uns die Zukunft zurückholen“.

All das ist schön, es ist wunderbar, unabhängig zu sein und als Ein-Personen-Unternehmen eigenständig handeln zu können. Ich habe in diesen vier Jahren viel gelernt und vor allem viel Schönes erlebt. Ich bin mein eigener Organisator, mein Buchhalter, mein Kommunikator, mein Kreativer.

Das ist nicht einfach, aber ich bin in dieser Rolle hineingewachsen. Es gibt ein Leben nach der Politik!

Mehr als 25.000 Besucherinnen und Besucher sind gekommen, die Veranstalterinnen und Veranstalter haben große Arbeit geleistet und jede Veranstaltung für sich war ein Energieschub für mich, und ich glaube auch für die Besucher:innen. 

Schon die Anfahrt bringt oft Begegnungen und etwas Neues. Meist werde ich dann vom Bahnhof abgeholt. Am Weg durch die Veranstaltungsgemeinde auch meist ein Kennenlernen eines Ortes. Entweder bin ich zum ersten Mal hier (bei manchen Veranstaltungsorten wusste ich nicht einmal, dass es sie gibt) oder ich habe jetzt erstmals mehr Zeit. Zeit für einen Besuch beim Bäcker, im Café. Dann ins Hotel, Zeit für eine kurze Vorbereitung. Und wenn der Junior mit dabei ist, folgt nun meist eine kleine Wanderung.

Dann in die Veranstaltungshalle. Oft sind es kleine, manchmal große, Kulturhäuser, Bildungsinstitutionen, Gasthöfe, Gemeindehäuser uvam. Manchmal gibt es eine Künstlergarderobe für die letzten Vorbereitungen, meist geh ich noch vor dem Veranstaltungssaal ein bisschen auf und ab. Das ist der Moment, an dem ich immer eine leichte Nervosität spüre. Soll ich nicht doch die eine Passage noch lesen? Oder wird das zu lange.

Und wenn ich dann in den Saal zurückkehre, kommen schon lange vor Beginn der Veranstaltung viele Menschen. Das sind schöne Gespräche. Und auf der Bühne stehend ist es dann am Schönsten, in die Gesichter der Besucherinnen und Besucher sehen zu können, Augenkontakt aufzunehmen. Daher fühle ich mich auch auf kleinen Bühnen ohne große Lichtanlagen, die blenden können, am wohlsten.

Dann zu erleben, wie sich die Stimmung im Saal entwickelt, zu spüren, was die Leute am meisten beschäftigt.

Ich habe dabei sehr viel gelernt und viel Gefühl dafür entwickelt, wie die Menschen denken und fühlen, wie die Stimmung im Land ist.

Bei jeder einzelnen Veranstaltung (bis auf wenige Ausnahmen) bleibt Zeit für Gespräche, meist beim Signieren von Büchern, oft übernachte ich auch am Veranstaltungsort.

Diese Zeit für Dialoge ist für mich ein großer Gewinn. Ein Lernen und Kennenlernen. Und so viel Sympathie und Unterstützung.

Dafür bedanke ich mich sehr herzlich.

Und ich bin überrascht davon, dass der stärkste Besuch in den kleinsten Gemeinden zu registrieren war. Und dass von diesen 250 Veranstaltungen nicht einmal fünf mit eher schwachem Besuch (halb gefüllter Saal) aus der Reihe gefallen sind. Am schönsten ist es doch, vor übervollem Haus zu reden, den Beginn noch ein wenig verschieben zu müssen, weil noch schnell zusätzliche Sessel organisiert werden müssen. 

Bei Veranstaltungen gebe ich alles. Sie bringen viel Energie, so kosten aber auch einiges an Substanz. Oft ist der nächste Tag schwierig. Aber jedesmal nehmen ich Neues, Kreaktives, Impulse, Ermutigungen mit.

Es ist ein ganz anderes Arbeiten als in der Parteipolitik, die ich auch geliebt habe. Aber nun bleibt es weniger an der Oberfläche, habe ich die Möglichkeit, mir besonders wichtige Themen besonders genau anzusehen und mein erworbenes Wissen weiterzugeben und damit Impulse auszulösen.

Ich war in ganz Österreich unterwegs, in vielen Gemeinden, die ich bisher nicht einmal gekannt habe, in Norddeutschland, Kopenhagen, Südtirol und ich habe in unserem Land viel Neues kennen gelernt. Vor allem unglaublich viele engagierte Menschen. Auch viele Junge darunter. Das macht mich zusätzlich optimistisch.

Gestern hat eine Frau zu mir gesagt: es ist so schön zu sehen, dass in der Klimaschutzbewegung nun alle auf Hoffnung setzen. Genau das ist ein Beispiel, dass es möglich ist, auch von außen Impulse zu setzen.

Gestern habe ich die Veranstalter davon informiert, dass ich ab September wieder auf Tour sein werde - diesmal mit dem neuen Programm „Ermutigung!“, dessen Premiere am Dienstag in der Kulisse in Wien erfolgreich war. 

Und schon nach wenigen Stunden kamen die ersten Anfragen, wann eine Veranstaltung möglich wäre.

Das ist sehr schön. Mit Podcast, der Tätigkeit als Autor und als Veranstalter habe ich nun ein Netzwerk von Initiativen, die sich gut ergänzen und einen Impuls für Hoffnung und Ermutigung darstellen.

Mich freut das alles sehr - und viele Reaktionen zeigen mir, dass dies bei vielen Menschen genauso ist.

Für mich ist es das Schönste, wie ein Saal voller Menschen, die abwartend und eher pessimistisch sind, am Schluss der Veranstaltung wieder Hoffnung haben und bereit sind, aktiv zu werden.

Und natürlich ist es wunderbar, dass das Interesse so groß ist. Das verstärkt das positive Gefühl und die Stimmung.

Es ist ein wunderbare Weiterentwicklung meiner bisherigen Arbeit in der Politik - nun aber konkreter, direkter, persönlicher.

Eine wunderschöne positive Dynamik hat begonnen. Ich bedanke mich bei allen dafür! Den großartigen Besucherinnen und Besuchern, den Veranstaltern, ohne die das nicht möglich wäre, meinen Verlagen. Alle sind in dieser Arbeit wichtig.

Danke auch Euch für das Lesen und immer wieder begleiten hier auf den sogenannten Sozialen Medien.

Und bitte nicht vergessen: www.podcast2040.com - wieder mit einer wunderbaren Folge 4!

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