Osterkarte von Junior

Hallo, Ihr Lieben, schön, dass  Ihr wieder in meinen Blog schnuppert, den ich wie jeden Sonntag meinem Herrli diktiere, um Euch aus meinem Leben zu berichten.

Heute habe ich Ihn an Euch in der Form einer Osterkarte formuliert und muss ganz klein schreiben, damit alles Platz hat, denn ich habe viel zu berichten. Ihr müsst wissen, lange bevor es diese supertollen iPad und iPhone gab, haben die Menschen richtig miteinander gesprochen und sich von Zeit zu Zeit auch Karten aus Papier geschrieben, auf denen eine Textnachricht stand.

Und, ja, erraten, es war in dieser Woche ganz besonders aufregend, denn ich bin ja seit einigen Tagen auf Urlaub. Und der bringt ganz schön viele ungewöhnliche Erlebnisse.

Zuerst einmal das Wetter: es ist einfach großartig hier - stürmisch, wie ich es so mag, regnerisch und kalt. Also wahnsinnig schön! Herrli und Frauli jammern zwar ein wenig und freuen sich über mehr Sonne und steigende Temperaturen zuletzt, aber mir gefällt dieses Schlechtwetter phantastisch gut. 

Was schreibt man sonst noch auf eine Osterkarte - außer dem Wetter? Natürlich wie das Essen schmeckt und ich kann Euch sagen, der Ruf Italiens als Land der Genießer trifft voll zu - das Trockenfutter hier schmeckt zumindest so gut wie in Wien und die Karotten erst!

Und die Menschen: sie sind total lieb! Alle streicheln mich und nennen mich "Bellissimo" - das ist schon sehr nett und freundlich. Und sie sagen das nicht nur, sie singen es, mit hoher Stimme und einer lang ausgedehnten Aussprache. So schön!

Gestern am Karsamstag war im ganzen Dorf, in dem wir leben, am Nachmittag eine richtige Jubelstimmung. Die Leute haben am späten Nachmittag die wenigen Geschäfte gestürmt, haben sich umarmt, waren in richtiger Feierlaune. Wegen Ostern! Das habe ich richtig schön gefunden.

Wichtig ist auch, dass ich hier einen richtigen Sprachkurs mache. Denn was die Hunde hier schreiben, ist teilweise unglaublich. Die wildesten Geschichten stehen im Strand in den Sand geschrieben. Und ich versuche mich anzupassen und bringe meine Anmerkungen überall an und versuche das in ihrer Sprache - ufff, das ist anstrengend.

Hier gibt es auch eine kleine Bande, das sind fünf Hunde, die so ähnlich aussehen wie ich, nur etwas größer und noch ein bisschen wilder. Frauli und Herrli nennen sie die "Maremmanos", sie schauen freundlich aus, scheinen aber gar finstere Gesellen zu sein. Denn sie schreiben in ihrem Revier - ganz nahe unserer Wohnung - recht eindeutige Grüße an den Wolf, der manchmal hierher kommt. Denn der Job dieser Hunde ist es gemeinsam auf eine riesengroßen Schafherde aufzupassen, die hier weidet. Das sind ein paar hundert Tiere und der Wolf würde sich gerne eines davon holen, denn er hat Schafe zum Fressen gern.

Das wollen die Maremmanos verhindert und passen deshalb Tag und Nacht gut auf und warnen den Wolf mit ihren flüssigen Nachrichten in recht eindeutigen Worten, dass er nicht zu Nahe kommen solle, denn ansonsten..........!!!

Freunde, was die alles an Kraftausdrücken kennen - einfach unglaublich.  Ich habe mir einige notiert - für Wien. Man weiß ja nie.

Ich bewundere die Maremmanos sehr und sie machen einen phantastischen Job, hab mir auch kurz überlegt, ob ich nicht als Lehrling bei ihnen anfangen könnte. Aber dann ist mir klar geworden, dass ich eigentlich nicht für immer tauschen möchte ich mit ihnen. Ohne Frauli, ohne Herrli, ohne meine Puppis und ohne warmem Teppich, auf dem ich schlafen kann und vor allem ohne meine Katzen und ohne meine Freunde in Wien - dafür immer in der Wiese und in der Natur? 

Ich streune ja auch gern ein paar Stunden herum, aber für immer? Muss nicht sein.

Die Leute hier erzählen übrigens, dass die Maremmanos ihren Job sehr gut machen. Sie erreichen dadurch, dass die Schafe nicht sterben müssen (also nicht durch den Wolf, sondern etwas später durch die Menschen) und dass auch der Wolf nicht abgeschossen wird. Ich finde, das ist eine tolle Lösung!

Und das schönste kommt natürlich auch auf meiner Osterkarte zum Schluss: il mare, wie wir Italiener so sagen. Für Euch: das Meer. Das ist so riesengroß, dass nicht einmal ich mit meinen scharfen Augen bis ans andere Ende sehen kann. Es hat ganz viel Kraft und manchmal ist es sehr schlecht aufgelegt - meist nach Schlechtwetter. Und da regt es sich fürchterlich auf und tobt und schreit und erzeugt die wildesten Geräusche und spuckt Gischt und weißen Schaum, den es in großen Mengen auf die Wellen wirft, die einig Meter hoch werden - noch viel größer als ich und noch viel größer als die Maremanos und der Wolf zusammen. Da kommt das Meer dann ganz weit auf den Strand heraus und tut so als möchte es uns holen. Und wir laufen davon.

Bald aber beruhigt sich das Meer wieder und wird im Lauf der Tage wieder freundlich, sanft und lieb. Aber was mich am meisten wundert: das Meer schläft nie. In einem Fort und immer wieder, Minute für Minute, ja sogar Sekunde für Sekunde erzeugt es Wellen, fließt damit auf dem Sand an den Strand und wieder zurück. Immer und immer und immer wieder. Wahnsinn, muss das anstrengend sein.

Wir wandern so gerne am Ufer entlang und riechen den wunderbaren Geruch des Meeres.

Ich mag das Meer sehr, denn bei Herrlis Veranstaltungen habe ich schon viel über das Meer gelernt, wie wichtig es für uns Lebewesen ist. Als Speicher und Verteiler von Energie und Wärme. 

So, das wars, es ist kein Platz mehr auf meiner Osterkarte an Euch. 

Genießt den Ostersonntag! Freut Euch am Leben und seid lieb zueinander!

Ciao!!

Euer Junior

PS: Nächsten Sonntag melde ich mich wieder aus Wien. Da ist Wahltag und ich wüßte schon ganz genau, wen ich wählen würde, wenn wir Tiere wählen dürften. Und genau darüber, wie Wien dann wäre, werde ich Euch vielleicht nächsten Sonntag berichten. 


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