Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie - Folge4: die Impfung rettet Millionen Menschen

 Der Winter 2020 war in der Pandemie der schwierigste Teil. Noch gab es keine Impfung, noch keine effizienten Medikamente und gleichzeitig war der Zusammenhalt in der Bevölkerung zum Teil zerbrochen, die Maßnahmen wurden von einem Teil der Bevölkerung nicht mehr eingehalten.

Mit Sehnsucht wurde daher die Impfung erwartet und sie kam früher als erwartet. Das wurde unter anderem dadurch erreicht, dass die Prüfverfahren nicht mehr nacheinander, sondern gleichzeitig parallel durchgeführt wurden. Für die Pharmafirmen ein hohes Risiko.

Die EU organisierte das Genehmigungsverfahren, unterstützte die Produktion und führte den Einkauf durch. Auch das war eine wesentliche Verbesserung. Ende Dezember kamen die ersten, noch wenigen Impfdosen ins Land und es entstand sogar in Österreich, einem Land mit stets geringen Impfquoten, in den folgenden Wochen und Monaten ein Hype um die Impfung, ein Gedränge um die Reihenfolge. Wir hatten mit unserer Impfstrategie natürlich die Bewohner:innen von Altenheimen und Kranke bevorzugt, damit die ersten Risikogruppen auch zuerst geschützt wurden. 

Ich kommunizierte die Impfung als Chance für den Einzelnen, sich vor einer schweren Erkrankung bestmöglich schützen zu können, als Verringerung des Übertragungsrisikos (was es in den ersten Monaten auch war) und vor allem auch als Akt der Solidarität.

Wir organisierten in einem engagierten Prozess die Verteilung der Impfstoffe, die Länder die Impfung selbst auf Basis unserer Impfstrategie.

Immer wieder kam es nun zunehmend zu politischen Rempeleien mit dem Vorwurf, zu wenig Impfstoff eingekauft zu haben (für jeden Impfwilligen war innerhalb des ersten Halbjahres Impfstoff vorhanden) oder einigem Druck, auch den russischen Sputnik-Impfstoff in Österreich zuzulassen (was wir verweigerten, da er keine europäische Genehmigung hatte und wesentliche Informationen über seinen Hintergrund nicht vorgelegt wurden).

Auf der anderen Seite positionierten sich die Impfgegner gemeinsam mit der FPÖ. Das erschwerte es nach dem ersten Hype zunehmend, das Ziel einer 90prozentigen Impfquote zu erreichen.

Ein Team von Prof Akko Iwasaki veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Studie, die unterstreicht, dass die Covid-19-Impfungen Millionen von Todesfällen verhindert haben (und unterstreicht damit Studien, die von 20 Millionen Leben ausgehen, die durch die Covid-Impfung gerettet wurden), gleichzeitig aber auch eine bessere Erforschung notwendig sei, wer sie nicht gut verträgt.

Im übrigen belegen aktuelle Studien auch, dass die Impfung bei vielen Betroffenen das Long-Covid-Risiko verringert.

Österreich hat ein klares Impfschadensgesetz, wichtig ist, dass nicht Verdachtsfälle auf Impfschäden mit tatsächlichen Schäden verwechselt werden. Ich erachte es aber auch für wichtig, im Sinne von Prof Iwasaki besser zu erforschen, wer die Covid-Impfung nicht gut verträgt und auch die Wirksamkeit des Impfschadensgesetzes zu überprüfen. Aus meiner Sicht sollte dies Teil der wissenschaftlichen Aufarbeitung sein, für die ich die Europ Gesundheitskontrollbehörde (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten ECDC) vorschlage. Denn alle Bereiche der Maßnahmen der Pandemie sollen überprüft werden. Nur so können alle Mythenbildungen verringert und eine bessere Vorbereitung auf die nächste Pandemie ermöglicht werden.

Deutlich über 70 Prozent der Bevölkerung entschlossen sich zu einer Impfung, das ist ein Vielfaches der früheren Impfquoten. Und dennoch wären 90 Prozent erforderlich gewesen, um einen umfassenden gesellschaftlichen Schutz zu schaffen. Um dies zu ermöglichen, wurde nach meiner Amtszeit die Impfpflicht beschlossen, aber nie umgesetzt.


Morgen: der Osterlockdown im Frühling 2021


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