5 Jahre nach Beginn der Pandemie - nach Schwierigkeiten findet Österreich zu einer Teamstimmung und ist bei der Begrenzung der ersten Welle erfolgreich

 In der ersten Märzhälfte 2020 stieg die Zahl der positiven Testungen. In der Bundesregierung verstärkten wir die Kontakte zu Staaten mit Epidemieerfahrungen in Asien, aber auch nach Israel sowie zu internationalen Experten. Das vermittelte Bild war eindeutig: Kontaktbeschränkungen sind die einzige wirksame Antwort. Das wurde auch bei meinen ersten Konferenzen mit den EU-Gesundheitsminister:innen sowie mit der Europäischen Gesundheitskontrollbehörde und der WHO bestätigt. Wir haben daher als ersten Schritt alle Großveranstaltungen mit engen Kontakten gestoppt und in der Zwischenzeit mit Hilfe des Roten Kreuz einen Krisenstab aufgebaut und eine Expertenkommission zu meiner Beratung gebildet.

Die große Herausforderung: wir mussten gleichzeitig über das Virus und die Wirksamkeit von Maßnahmen lernen, die Versäumnisse in der Vorbereitung reparieren und mit hohem Tempo uns auf Maßnahmen einigen.

In Tirol wurden die ersten Fälle in Ischgl bekannt. Wenige Tage später zeigte sich die Krise jedoch bereits dramatisch. 

Österreichs erster Covid-Todesfall wurde am 12.März gemeldet. 

Ischgl hatte allen dramatisch vor Augen geführt, wie schnell es mit einer exponentiellen Zunahme von Fällen gehen konnte, wenn zu langsam reagiert wird und wertvolle Zeit vergeht. Eine Gruppe von Mathematikern präsentierte uns dramatische Prognosen mit sehr vielen Toten, falls nicht sehr rasch und sehr konsequent gehandelt wird.

Am 14.März einigten wir uns in der Bundesregierung auf den ersten Lockdown Österreichs - der Bundespräsident, alle Landeshauptleute und alle Parteichefs hatten zugestimmt, Einigkeit auch im Nationalrat selbst bei der Beschlussfassung. Der erste, der einen umfassenden Lockdown übrigens eingefordert hatte, war Herbert Kickl gewesen.

Die breite Einigkeit zeigte Wirkung - ganz Österreich machte bei den Maßnahmen mit. Und bereits nach drei Wochen gelang es uns daher, die Zunahme der Zahlen einzudämmen und schrittweise wieder abzusenken.

Wir alle waren gemeinsam erfolgreich, die erste Welle wurde in Österreich mit Erfolg klein gehalten.

Ganz im Gegensatz zu einigen anderen Ländern wie etwa Großbritannien, Italien und Spanien, aber auch in Schweden, wo im Mai/Juni hohen Todeszahlen in Altenheimen schockierten.

Internationale Studien sprachen von 3,1 Millionen Menschen, die in Europa durch die Maßnahmen gerettet worden waren.

Am 15.Mai 2020 durfte unter strengen Sicherheitsauflagen die Gastronomie wieder öffnen (bis max 23 Uhr), Museen sind wieder geöffnet, Gottesdienste wieder erlaubt und zwei Wochen später endet der erste Lockdown.

Der große Erfolg unseres Zusammenhalts war ein Sieg der Solidarität der Jungen mit den Alten, der Gesunden mit den Kranken, in den meisten Ländern der Welt hatten ähnliche Maßnahmen Erfolg, in Österreich ganz besonders.

In Österreich waren wir erleichtert. Aber der Erfolg brachte in der Folge auch Schwierigkeiten. Denn anstatt daraus zu lernen, wie wir nur mit Zusammenhalt erfolgreich sein konnten, geschahen drei Entwicklungen, die die Einigkeit zerstörten: es begann eine umfassende Verparteipolitisierung - Kickl wurde in kurzer Zeit vom Vorreiter für den Lockdown zum Unterstützer von Coronademos, immer mehr Verschwörungstheorien verunsicherten Teile der Bevölkerung und das bekannte Präventionsparadoxon breitete sich aus. 

Ein Teil der Bevölkerung begann die Pandemie aufgrund unseres Erfolges zu unterschätzen. Die schlimmsten Prognosen waren nicht Wirklichkeit geworden, viele sehnten sich wieder nach einem normalen Leben, unsere große Stärke, die Einigkeit der gesamten Gesellschaft, bröckelte.

Morgen: der Herbst 2020 bringt viele Tote.


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