Junior, der beste Zugfahrer der Welt

Hallo, Leute, schön, dass Ihr wieder so zahlreich in meinen Blog herein schnuppert. Bereits seit über einem Jahr diktiere ich meinem Herrli diesen Blog jeden Sonntag - und er tippt den Text herunter. Ihr wisst schon, es ist wegen der kleinen Tasten und meinen großen Pfoten.

Das funktioniert gut - wir sind ein wirklich gutes Team.

Diese Woche hat sich dies wieder einmal eindrucksvoll gezeigt. Denn am Donnerstag abends fuhren wir drei - Frauli, Herrli und ich, zum Bahnhof in Meidling. Wir hatten ein große Reise mit dem Nachtzug bis nach Götzis in Vorarlberg geplant. Das ist ganz am anderen Ende Österreichs! Um 22.30 kamen wir am Bahnhof in Meidling an und warteten auf den Zug. Und warteten und warteten. 

Und der Zug kam nicht. 

Ich fand es eh nett dort im Warteraum - die vielen Leute, die vielen Gerüche - aber waren wir wirklich dorthin gefahren, um dort zu bleiben? 

Wir drei wurden immer müder und Herrli und Frauli starrten auf die Anzeigetafel und ich verstand, dass immer wieder neue Verschiebungen der Abfahrtszeit zu lesen waren (ich selbst lese ja in anderen Sprachen).

Bald war eine Stunde vergangen, bald zwei und als es fast drei wurden, haben wir erfahren, dass der Nachtzug wegen einer Erkrankung gar nicht mehr kommen wird, sondern ein Ersatzzug ohne Schlafmöglichkeiten.

Da der Herrli bereits am Freitag Vormittag auf einem Kongress sprechen durfte und die Frauli auch, aber erst am späten Nachmittag, fassten wir drei einen raschen Entschluss: Herrli sollte mit dem Nachtzug ohne Schlafwagen fahren, Frauli und ich hingegen am nächsten Morgen in der Hoffnung, dass das etwas angenehmer wäre. 

Wir fuhren nach Hause, die Frauli reservierte für uns zwei Plätze und wir schliefen ein wenig.

Und schon gingen wir am Morgen zur UBahn und fuhren nach Hütteldorf und stiegen in den Zug Richtung Westen und fuhren und fuhren und fuhren.

In Bludenz machten wir zwei einen Halt - da ist es wunderschön, es gibt neben dem Bahnhof einen Fluss und eine Wiese und ich erledigte alles, was so zu tun war. Und weiter ging die Reise. Aber nicht mehr lange.

Und Ihr werdet es nicht glauben: am Bahnhof in Götzis stand der Herrli und wartete auf uns. So eine Überraschung und eine Freude auch!

Und er erzählte uns, dass es in seinem Zug keine Heizung gegeben hatte und er deshalb nicht schlafen konnte, aber schon am Vormittag seine Rede gehalten hatte. Frauli, Herrli und ich gingen in unser Hotel und die Frauli weiter zur Konferenz und dort hielt sie ihre Rede.

Und der Herrli und ich schliefen ganz fest. Die Zimmer in Vorarlberg sind ja so schön, mit ganz viel Holz. Frauli weckte uns am Abend, wir gingen spazieren und essen und schlafen. Beim Abendessen haben die Menschen viel von der Konferenz gesprochen. Ich durfte da ja nicht rein, aber es hat sich interessant angehört. Es ist um die "Würde" gegangen. Frauli hat über Würde und Krieg gesprochen, der Herrli über Politik der Menschenwürde und Ermutigung.

Am nächsten Tag gingen wir viel spazieren, ich hüpfte in einen renaturierten Bach mit viel Erde und Schlamm und eiskaltem Wasser und es war unglaublich warm hier in Götzis. Ich sah die erste Biene fliegen, traf eine Hündin, die ganz genau so aussah wie ich. 

Vorarlberg mag ich sehr. Frauli sagt, ich habe die ganze Zeit hier gelacht. Ja, die Menschen sind so nett hier, es riecht so gut, das Wasser ist fast so fein zu trinken wie in Wien.

Am Abend fuhren wir dann zurück. Auch darauf habe ich mich gefreut.

Wisst Ihr, ich bin irrsinnig gerne mit dem Zug unterwegs. Das schaukelt so lustig, es hört sich lustig an, man kann es viel riechen und es sind so viele liebe Menschen mit uns im Zug. Auch die Zugbegleiter streicheln mich immer. Und ich finde ja eigentlich alles toll, wenn ich nur dabei sein kann. Und noch etwas hat der Zug: du steigst wo ein, schläfst und bist plötzlich ganz wo anders. Wie mit einer Zeitmaschine. Und dazwischen träumst Du von tollen Dingen und hast gleichzeitig Deine Menschen immer dabei, berührst sie die meiste Zeit. Das ist sehr sehr wunderbar.

Wenn wir in den Zug einsteigen, suchen wir uns den reservierten Platz und ich erhalte eine Wasserschüssel und eine kleine Decke nur für mich. Auf diese lege ich mich dann und den Großteil des Weges schlafe ich. oder lasse mich kraulen.

Wir haben aber auch immer einen Knochen und Futter für mich dabei. Das ist dann meine Hauptbeschäftigung, wenn ich nicht schlafe. Und bevor wir wegfahren, darf ich mir zuhause immer ein Puppi aussuchen. Diesmal war mein Pferd dabei. 

Und manchmal, wenn keine Menschen in der Nähe sind, darf ich auch kurz den Beißkorb runter nehmen - aber das ist ein Geheimnis, bitte nicht verraten.

Gegen Ende unserer langen Rückreise habt mich Frauli sehr gelobt. Sie hat gesagt:"Junie, nachdem du diese lange Reise gut geschafft hast, können wir im April auch gemeinsam mit dem Nachtzug nach Italien fahren."

Juhuuuuu! Darauf freue ich mich sehr und darüber habe ich mich sehr gefreut. Jetzt träume ich so oft davon. Von Stränden und Wasser und wilden Hund und Fabelwesen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.

Hoffentlich ist bis dahin der Nachtzug wieder gesund.

Und der Herrli hat gemeint:"Junior, Du bist noch so jung, aber schon der allerbeste Zugfahrer der Welt, zumindest unter den Vierbeinern!"

WOW, sag ich nur, das ist ein Lob! Dabei mache ich doch gar nichts außer schlafen und schlafen und schlafen und Wasser trinken und Knochen kauen und lieb sein. Das ist doch gar nicht schwer! Oder?"


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