Was ist dran an den Attacken gegen die grüne Energiewende?
Jüngst bin ich wieder einmal im Fernsehstudio bei einer Diskussion gesessen: „Trump gegen die Welt“ war der Titel. Für mich wie immer bei solchen Anfragen ein guter Anlass, mich verstärkt mit Hintergründen auseinanderzusetzen. Unerwartet kam für mich, dass daraus zum Teil eine Krawalldiskussion mit wilden Attacken gegen die grüne Energiewende wurde - impulsiv vorangetrieben von einem prominenten Unternehmer und mit Abstrichen von der Ex-Chefin der deutschen AfD.
Die Vorwürfe verallgemeinert zusammengefasst: die grüne Energiewende schadet Deutschland, Österreich und Europa, sie koste Unsummen, sie treibt Deutschland zum Stromimport und werde nur in Teilen Europas, aber nicht in China und den USA umgesetzt.
Und all das ist falsch.
1.Die Mär von den deutschen Stromimporten: das renommierte deutsche Frauenhofer Institut hält in seinem Bericht über die Stromerzeugung im 1.Halbjahr 2024 fest: „Im ersten Halbjahr wurde in Deutschland mit 140 Terawattstunden so viel erneuerbarer Strom erzeugt wie noch nie zuvor. Sein Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 65 Prozent“. Das Deutsche Wirtschaftsinstitut sieht die Ursache für Stromimporte an den billigen Preisen von Grünstrom in Europa, weshalb Deutschland vielfach zusätzlich grünen Strom importierte und die eigene, teurere fossile Stromproduktion abschaltete.
2.Weltweit stieg der jährliche Zuwachs an erneuerbaren Energien um fast 50 Prozent auf nahezu 510 Gigawatt. Die Zuwächse (alle Daten von der IEA) erreichten in Europa, den USA und Brasilien historische Höchststände, China übertraf auch diese noch. Im Jahr 2023 nahm China so viel Photovoltaik in Betrieb wie die gesamte Welt im Jahr 2022, auch der Zubau von Windkraftanlagen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 66 Prozent.
3.Gerade heute präsentierte „Nature“ eine eindrucksvolle Studie über die solare Revolution. Danach sanken die PV-Kosten im vergangenen Jahrzehnt in jedem ! Jahr um 15 Prozent. Gleichzeitig bzw deshalb beträgt der aktuelle weltweite jährliche Zuwachs von Solarstrom 40 Prozent. Solarstrom ist mittlerweile günstiger als fossiler Strom.
4.China ist nicht nur das erfolgreichste Land der Energiewende mit dem schnellsten Ausbau, sondern wird aus diesem Grund im heurigen Jahr erstmals die CO2-Emissionen aus der Energieerzeugung stabilisieren, mit Prognosen, die starke Absenkungen in den nächsten Jahren erwarten lassen.
5.Trump wird die Energiewende in den USA nicht stoppen, da der „Inflation Reduction Act“ höchst erfolgreich ist, hunderttausende Jobs und ein enormes Tempo beim Schaffen preisgünstiger grüner Energie erzeugt hat. Davon profitieren mittlerweile am Stärksten republikanische Bundesstaaten wie Texas.
Die Energiewende ist also ein höchst erfolgreiches Projekt und aktuell die beste Chance, die Klimawende trotz Trump fortzusetzen. Alleine eine Wende in der Wirtschafts- und Steuerpolitik, Mobilitätswende und Ernährungswende, konsequente Beschlüsse der Weltklimakonferenzen wird den Klimaschutz auf Kurs bringen.
Aber ohne Energiewende geht gar nichts. Sie ist alternativlos. Und sie ist viel stärker unterwegs, als viele meinen.