Als Junior es in Graz schneien ließ

 Hallo, schön, dass Ihr heute wieder in meinen Blog, den mir mein Herrli jeden Sonntag zur Verfügung stellt, herein schnuppert. Und Ihr werdet staunen!

Diese Woche war besonders interessant. 

Herrli und ich waren in der Steiermark auf Lesereise. Zuerst einmal in Stanz. Das ist ein kleiner Ort im Mürztal, dort hat es großartig gerochen. Wir sind fünfmal umgestiegen, bis wir hier angekommen sind. Als wir unser Zimmer beziehen wollten, sind wir zuerst in eine Gaststube gekommen, die klein und voller Menschen war, die ein Bier tranken. Dort sind wir durch und in ein großes Zimmer. Da haben wir kurz gerastet und dann sind wir zur Lesung gegangen. Als wir nach wenigen Metern dort ankamen, war der ganze Saal des Gemeindehauses schon voller Besucher. Oh, wie schön!

Herrli und ich sind auf die kleine Bühne gestiegen und los ging es. Und der Herrli hat gelesen und erzählt und ich bin daneben gesessen und war brav. Aber es wurde immer heißer im Saal - wegen der vielen Menschen. Und plötzlich habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin - mit einigen Faxen - zu einer Frau in der ersten Reihe und spielte so lange mit ihr, bis sie mit mir ins Freie gegangen ist.

Oh, wie war das schön! Endlich wieder kühle Luft. Wir sind eine große Runde gegangen und wir hatten es schön. Danke, du unbekannte Hundefreundin!

Am nächsten Morgen sind wir mit der Chefin der Bücherei und ihrer wunderbaren kleinen Tochter durch den Ort gegangen, rauf zur Kirche und hinein ins Mesnerhaus, wo die Bücherei untergebracht  ist. Dort war es sehr schön, voller wunderbarer Bücher. Ich habe Kühe und Schafe kennengelernt und hab den geladenen Weidezaun berührt. Aber nichts geschah, zu dicht ist mein Pelz.

Dann sind wir weitergefahren nach Graz (nur zweimal umsteigen), ich hab die tolle Straßenbahn kennengelernt und wir haben unser Zimmer in einem schönen Hotel bezogen. Das war sehr groß und voller ganz großer Bilder, die nicht fertig waren, sondern an denen immer wieder, wenn keine Gäste da waren, gearbeitet wurde. Uhh, das hat nicht gut gerochen, sehr heftig nach Acryl.

Wir sind in die Stadt einkaufen gegangen und sind am Hauptplatz in der Sonne gesessen. Und so viele Menschen sind gekommen, um den Herrli zu grüßen und sich für seine Arbeit zu bedanken - und mich zu streicheln.

Am Abend ging der Herrli dann alleine zu seiner Lesung in der Kleinen Zeitung und ich durfte im Zimmer bleiben.

Was soll ich sagen, ich hatte zwei Stunden Zeit und jede Menge Ideen. Die Bilder animierten mich ganz einfach und ich konnte nicht anders.

Als der Herrli wieder zurückkam, blieb er bei der Eingangstüre stehen und erstarrte wie eine Salzsäule.

Was er sah, war ein einziges großes Kunstwerk: ich hatte mich wirklich sehr bemüht und zwei Rollen Toilettepapier in Tausende kleine Papierfetzen zerstritt und diese fein säuberlich im ganzen Zimmer verteilt, damit alles ganz weiß war. Sogar auf mich hatte ich einige Fetzen des weißen Papiers gelegt, vor allem auf meine schwarze Schnauze.

„Winterlandschaft“ hatte ich mein erstes Gesamtkunstwerk genannt.

Und jetzt bewies der Herrli, dass er kein Kunstexperte ist. Er wurde lästig und räumte alles weg. Die vielen Papierschnitzel landeten im WC und der Herrli war spürbar schlecht auf mich zu sprechen.

Wie schade, diese viele Arbeit war in den Bruchteilen einer Minute zerstört.

Beide schüttelten wir aus unterschiedlichen Grund den Kopf und gingen in die Stadt zu einem verabredeten Essen, während dem ich brav schlief. 

So müde war der Künstler nach seiner Arbeit.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Hause. Beim Verlassen des Hotels sah ich unter dem Tisch noch ein paar letzte Schneeflocken, die der Herrli übersehen hatte.

Oh, wie traurig.

Wir gingen zu Fuß zum Bahnhof und nach ein paar Meetings ging es zurück nach Wien.

Die Stimmung war wie im Fühling, die Temperaturen viel  zu hoch - keine Chance für eine Winterlandschaft.

Zuhause sah sich der Herrli einen Film an. Ich kletterte zu ihm und kuschelte mich auf seinen Schoß. 

Rasch schlief ich ein und träumte von meinen nächsten Kunstwerken. 

Ihr werdet staunen!


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