Ein paar Tage Meeresluft - die beste Medizin

 Am Samstag bin ich mit dem Junior nach Caorle gestartet - Mittwoch Nachmittag sitzen wir schon wieder im Zug, denn ab Donnerstag gehts intensiv weiter mit Veranstaltungen.

Eigentlich wollte ich gemeinsam mit einem Freund fahren. Nachdem er krank wurde und ich einige Zeit lang an einer Bronchitis laboriert hatte, die seltsam zäh war, hab ich mich dann dennoch auf den Weg gemacht. Ich weiß, wie rasch meine Atemwege auf die Meeresluft reagieren.

Und es war unglaublich - nach ein paar Stunden war der letzte Hustenreiz Vergangenheit.

Die Obere Adria ist für mich ein besondere Kindheitserinnerung. Als ich sechs Jahre alt war, fuhren meine Eltern mit uns Kindern erstmals nach Lignano. 17 Stunden dauerte die Autofahrt, mein Vater wird immer meine Bewunderung haben für diese Leistung. Meine Eltern hatten wenig Geld, daher war der Kofferraum mit Vorgekochtem gefüllt. Aber dennoch war es einzigartig und hat ich ein Leben lang geprägt.

Unzählige Urlaube in Italien folgten in der Kindheit, Jugend und als Erwachsener. 

In den vergangenen Tagen habe ich hautnah erlebt, dass es nicht nur mir so geht.

Unzählige Begegnungen mit Besucherinnen und Besuchern aus Österreich zeigten, dass Caorle noch immer eine Lieblingsdestination für viele ist. So viele positive Gespräche, so viele freundliche Begegnungen, so oft ein „Danke“ für die Arbeit während der Pandemie.

Das ist wirklich schön und tut gut. 

Sehr schön auch das Danke eines Restaurantbesitzers, der mich nach einem Hinweis seiner österreichischen Gäste ansprach und sich an eine meiner  Pressekonferenzen erinnern konnte, die in Italien für viel Gesprächsstoff gesorgt hat. Es war im Mai 2020, ich reagierte auf eine Kritik an Itallien beim Umgang mit der Pandemie. Nachdem ich damals unter anderem durch meinen Kontakt mit dem damaligen italienischen Botschaft und dem damaligen italienischen Gesundheitsminister sehr genau wusste, wie dramatisch die Lage Italiens am Beginn der Pandemie wirklich war und welche einschneidenden Maßnahmen notwendig waren, lobte ich die Arbeit der italienischen Behörden und fügte nebenbei an, dass Caorle einer meiner Lieblingsorte war.

Die Reaktion war unter anderem ein Schreiben des damaligen Bürgermeisters von Caorle, der sich emotional für diese Geste bedankte. An diese Pressemeldungen erinnerte sich der Restaurantbesitzer und bedankte sich mit einem wunderbaren Glas Wein.

Die Pandemie war ein dramatischer Einschnitt in unser Leben, sie hat viel Leid und Konflikte gebracht. Aber sie hat uns auch gezeigt, wie wichtig und stark Solidarität ist. Jene zwischen Regionen, von Jungen mit Alten und umgekehrt, von Gesunden mit Kranken. 

Darüber haben wir beim guten Wein gesprochen. Auch über die immer tieferen Gräben, die der Solidarität folgten, je länger die Pandemie andauerte und je mehr sie parteipolitisch mißbraucht wurde. In Italien wie in Österreich.

Immer wieder wird Aufarbeitung der Pandemie eingefordert. Ich halte sie auch für erforderlich. Ich wünsche mit eine europaweite Aufarbeitung, etwa durch ECDC. Der Sinn der Aufarbeitung ist das Lernen für die nächste Krise. Die Maßnahmen werden dabei genauso auf dem Prüfstand stehen wie die Auswirkungen der Verunsicherung durch politische Schwurbler. Dieser Schaden war enorm. Ich wundere mich sehr darüber, warum er fünf Jahre danach in die aktuelle öffentliche Diskussion so wenig Thema ist.

Unser Railjet kämpft sich durch den Regen. Junior schläft. Die Zugbegleiterin streichelt ihn wie schon bei der Anreise mit Blicken. Er ist müde von den aufregenden Tagen, erstmals am Meer, erstmals am Strandm erstmals Schwimmen im Salzwasser. Das hat ihm enorm Spaß gemacht und ich hatte so viel Freude mit ihm.

Jetzt bereite ich die Veranstaltungen der nächsten Tage vor.

PS: noch ein Hinweis. In den letzten Wochen habe ich wirklich gute Erfahrungen mit „Rail&Drive“ der ÖBB gemacht. Nicht überall kommt man mit Öffis hin, manchmal passt das Leihauto am Bahnhof als besonders gute Ergänzung. Die ÖBB löst das alles sehr unbürokratisch, schnell, das Angebot ist gut planbar und zunehmend sind E-Fahrzeuge unter den Angeboten. Ein sehr guter Beginn, dem Angebote an vielen weiteren Bahnhöfen folgen sollten! 

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