Warum es dringend eine Corona-Aufarbeitung braucht

 Der gestrige Tag hat mir wieder gezeigt, wie dringend es eine echte Aufarbeitung der Pandemie braucht. Seit Monaten wurde in ganz Europa die Aufklärung über den Stand des Wissens, das Aufzeigen von Manipulationen und Fehlinformationen bis auf einige wunderbare Ausnahmen weitgehend beendet, die Aufarbeitung der Pandemie noch nicht wirklich durchgeführt. Nur nicht mehr reden über die Pandemie, war für zu viele offensichtlich das Motto. Das hat dem Lager der Schwurbler die Hoheit über die Interpretation der damaligen Geschehnisse überlassen, Sie fühlen sich bestärkt und agieren nun in einem Selbstbewusstsein, das in Einzelfällen in Aggression, Beschimpfung und Gewaltandrohungen mündet. Bundeskanzler Nehammer hat Aufarbeitung und Dialog bereits angekündigt - ab Ostern, hat es damals geheißen. 2024? Der „Falter“ beginnt heute ab 11 Uhr mit einer Veranstaltung im Wiener Stadtsaal - ich bin gerne dabei.

Gestern habe ich am Morgen ein Foto von mir im Zug gepostet und dazu geschrieben, was das Bild zeigt:“Ja, ich trage sie wieder in öffentlichen Verkehrsmitteln“

Die Folge waren unzählige Reaktionen: hunderte Zugriffe auf den Blog, tausende unterstützende Reaktionen und ein paar hundert mit Aggressivität, Beschimpfungen bis hin zu offenen Gewaltandrohungen. Da hat sich eine Szene breit gemacht, die völlig irregeleitet die Wahrheit für sich in Anspruch nimmt und auf andere Menschen mit anderer Meinung auf eine völlig inakzeptable Art und Weise los geht.

Es braucht daher dringen- ich fordere das seit zwei Jahren - einen Prozess der Aufarbeitung, der die Darstellung des gesicherten Wissens über Masken, Schutzmaßnahmen und Impfung beinhaltet, die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen wissenschaftlich untersucht und Vorschläge macht, was wir beim nächsten Mal verbessern sollten. Dieses Paket muss dann auf die Reise gehen - von Gemeinde zu Gemeinde auf Dialogverstaltungen präsentiert und diskutiert werden.

In Oberösterreich habe ich einen derartigen Dialogprozess 2017 in der Zeit der Quartiersuche gestartet - mühsam, aber erfolgreich. Schon in der Zeit der Herausforderung der großen Fluchtbewegung war die Stimmung zum Teil aggressiv, heute ist dies jedoch vielfach stärker.

Nicht wenige haben den Eindruck, dass aus oder aus dem Umfeld der FPÖ diese Zuspitzung und Lagerbildung gerne gesehen oder  unterstützt wird - die Errichtung des Corona-Fonds in Niederösterreich zB hat diese Szene massiv gestärkt, weil sie sich nun endgültig im Recht fühlt. Viele ihrer Fakes über Impfung, Massnahmen, Virus und Pandemie stammen aus rechtsextremen Medienküchen. 

In Wirklichkeit sind die Eskalierenden  Feiglinge - Menschen, die mit einer Bedrohung nicht umgehen können, leugnen sie, zum Teil aggressiv. Und es sind Feiglinge, da sie ihre aggressive Attacken meist im Schutz der Anonymität reiten. 

Dabei sind sie, die Aggressiven, auch unter den Maßnahmen-Kritikern nur eine kleine Minderheit. Mit den allermeisten Kritikerinnen und Kritiker kann man gut reden. Das habe ich bei meinen 55 Lesungen mit „Pandemia“, die Veranstaltungen des Dialogs und der Aufarbeitung waren, gemerkt. Aber die Aggressiven werden lauter und bösartiger.

Dieser Entwicklung muss in ganz Europa, natürlich auch in Österreich etwas entgegengesetzt werden. Der Versuch einer Objektivierung, vom Glauben wieder zurück zum Wissen und der Diskurs sind zwei Notwendigkeiten dabei.

Mein Eindruck ist, sehr viele dieser „Ausrastenden“ werden FPÖ wählen, viele kündigen das in ihren Postings bereits an. 

Kopf in den Sand ist keine Antwort, es braucht jetzt einen offensiven Umgang mit dem Thema Pandemie. Die Aufarbeitung zu verschieben und zu verzögern, hat Österreich noch nie gut getan. Auch jetzt nicht. Es ist allerhöchste Zeit, diese Szene durch Aufklärung zu isolieren. Sonst wird dieses Szene immer mehr eskalieren und es wird spätestens im September 2024 ein böses Aufwachen geben.


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