Verunsicherungen durch Klima-Berichterstattung
In den letzten Tagen wurde ich immer wieder von verunsicherten Menschen gefragt, ob die Berichterstattung über die Weltklimakonferenz so stimme, denn „man verliert ja jede Zuversicht, jedes Vertrauen“. In dieser Verallgemeinerung ist das schwer zu sagen, da die Berichterstattung sehr unterschiedlich ist, zu völlig unterschiedlichen Schlüssen kommt und auch völlig widersprüchliche Darstellungen beinhaltet.
Bereits am Sonntag bin ich dabei auf den prominent platzierten Artikel eines ehemaligen Unternehmers gestoßen, hier einige Aufklärungen - als Beispiel für Meinungsberichte.
Behauptet wird im Artikel:“Einem Gutteil der Teilnehmer der Weltklimakonferenz geht es mehr darum, Geld herauszupressen als CO2 zu reduzieren“. In der Realität ist dies eine durch nichts belegte Unterstellung eines Schreibers, der nicht an der Konferenz teilgenommen hat.
Behauptet wird weiters:“Die grüne Umweltministerin Gewessler spendete in Dubai sicherheitshalber gleich einmal 35 Mio Euro Steuergeld „für den globalen Süden“. Auch das ist eine Unterstellung und Halbwahrheit, weil das Geld eine Zweckwidmung va für Anpassungsmassnahmen und Frühwarnsysteme hat. Bewohner:innen des globalen Südens sind nicht die Verursacher der Klimakrise, sondern ihre ersten Opfer. Diese jetzt bei ihrem Schutz zu unterstützen, ist verantwortungsvoll und notwendig, zumal bereits Millionen Betroffene ihre Existenzgrundlagen verloren haben. Alleine in Bangladesch leben zehn Millionen Binnenvertriebene, meist in den Slums der Großstädte. Doch von diesem Hintergrund erfahren die Leser nichts.
Behauptet wird weiters:“Diesem zugerechnete Staaten wie China, Indien und Brasilien werden sich mit neuen Kohlekraftwerken und Regenwald-Abholzungen revanchieren“. Wieder eine Unterstellung, die darüber hinaus verschweigt, dass es die aktuelle Regierung Brasiliens war, die die Abholzung des Regenwaldes drastisch verringerte.
Behauptet wird weiters:“Ein Beispiel für eine gescheiterte Hals-über-Kopf-Politik liefert die „Energiewende“ in Deutschland.“ In der Realität wird diese Energiewende seit Jahrzehnten vorangetrieben, mittlerweile stammen in Deutschland, das im Gegensatz zu Österreich keinen Wasserschatz dieses Umfangs besitzt, bereits 52% der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Quellen.
Behauptet wird schließlich, dass dennoch die Emissionen weiter explodieren. In Wirklichkeit ist das völliger Unsinn, seit 1990 konnten die CO2-Emissionen Deutschlands um 506 Millionen Tonnen oder 40,4 Prozent, seit 2006 um 20,3 Prozent verringert werden, das in einem weitgehend durchgehenden Trend in den meisten Verursachergruppen. Die Energiewende wirkt also klimapolitisch sehr gut.
Der Verfasser suggeriert weiters, dass Österreichs Pumpspeicherkraftwerke vornehmlich Strom aus Atomkraftwerken und Kohlekraftwerken zu grünem Strom veredeln. In der Realität ist es das erklärte Hauptziel der Betreiber, die in bestimmten Witterungslagen hohen Überschüsse von Wind- und Sonnenkraftwerken sinnvoll zu speichern und in Bedarfszeiten zu nützen. Die Energiewende braucht Speicher wie eben auch Pumpspeicher.
Schließlich stellt der Verfasser Forderungen auf: Etwa die CO2-Bepreisung vorerst auszusetzen. Dies hätte in der Realität den Effekt, dass klimaschädliche Produkte und Produktionsformen noch attraktiver werden würden, da ja die fossile Subvention aufrecht bleibt.
Und schlussendlich fordert der Verfasser einen „Hilfsdienst für Klimakleber, ersatzweise Gefängnis“ und zeigt damit neuerlich seinen ideologischen Standort. Mit der Rechtslage ist diese pauschale Verurteilung unvereinbar.
Vom eigentlichen Ergebnis der Weltklimakonferenz wird auf den gesamten drei Seiten des Artikels „Schmutzige Luftgeschäfte“ nicht berichtet. Diese kann man zurecht als zu wenig weitgehend, als unverbindlich kritisieren (siehe Blog hier), aber immerhin wurden erstmals „alle Länder aufgerufen, ihren Teil zur Abkehr von fossilen Brennstoffen mit dem Ziel Netto-Null bis 2050 zu leisten“ und die Erneuerbaren Kapazitäten bis 2030 zu verdreifachen.
Zusammengefasst: wenig Information über die COP, viel Ideologie und dadurch Verunsicherung. Ein Beispiel, warum Kritiker davon sprechen, dass die Klimakrise auch eine Medienkrise sei.