Die Klimakrise ist auch eine Medienkrise
Jeden Morgen sehe ich mir internationale Medien durch wie den Guardian, die New York Times, Atlantik, die Süddeutsche, NZZ und FAZ - und natürlich auch die österreichischen Medien.
Auffallend ist dabei die Unterschiedlichkeit in der Qualität der Berichterstattung über die Klimakrise. Während der Guardian bereits seit vier Jahren sogar die Begriffe bewusst auswählt und auf Verharmlosungen wie „Erwärmung“ oder „Veränderungen“ verzichtet, die einer globalen Existenzkrise der Menschheit nicht entsprechen, ist in vielen anderen Bereichen die Berichterstattung extrem unterschiedlich und abhängig von der redaktionellen Besetzung und durch wenige Kontinuität und Standards gekennzeichnet. Aber auch dabei gibt es extreme Unterschiede. Die Süddeutsche hat ein eigenes Ressort „Wissen“, das täglich in hoher Qualität internationale Studienergebnisse wiedergibt, die New York Times ein großes Klimaressort, so besitzen einige österreichische Medien einzelne Klimaspezialist:innen, andere nicht. Der ORF ist durch sein Science Ressort, das hervorragende Arbeit leistet, in einer privilegierten Position, nützt sie jedoch in der Fläche zu wenig.
Und gerade in den letzen Wochen finden sich zunehmend auch Berichte, die desinformieren, entmutigen, Verwirrung stiften. Ganz offensichtlich haben Klimaskeptiker Zugang in einzelne Redaktionen erhalten.
Wenn Halbwahrheiten berichtet und Ressentiments geschürt werden, wenn etwa behauptet wird, in Deutschland explodieren die Emissionen trotz Energiewende, obwohl das Gegenteil der Fall ist, und wenn dabei niemand eingreift, dann ist dies auch für interessierte Leser:innen ein Problem.
Für die Bevölkerung ist dies besonders schwierig, weil dadurch die Tatsache, dass Sozialen Medien, Verstärkungskammern der Ressentiments sind, weiter forciert wird. So entstehen Bevölkerungsgruppen mit sehr widersprüchlichen Informationen, unser Handlungspotenzial wird verringert, die Spaltung vergrößert.
Auf internationaler Ebene bemühen sich Institutionen erfolgreich, die Medienstandards bei der Klimaberichterstattung zu verbessern. Das würde uns auch in Österreich und Europa guttun, da es doch in so gut wie allen Medien einzelne engagierte Redakteur:innen gibt, die es zu stärken gilt.
Damit der weltweite Stand des Wissens korrekt wiedergegeben wird, Kontinuität entsteht, auch die Hoffnungsbeispiele bereits in Gang befindlicher Veränderungen mehr Platz finden.
Es ist kein Thema wie jedes andere. Es ist unsere Überlebensfrage. Und die wird wesentlich auch durch Wissensvermittlung entschieden. Viel Zeit bleibt uns nicht.