2024 wird ein Klimajahr
Sehr oft war es dramatisch und alarmierend, immer wieder auch höchst frustrierend - das heurige Jahr hat uns so wie keines davor die Dramatik der Situation des Weltklimas gezeigt, die Prognosen haben sich zugespitzt, IPCC hat klare Aussage getroffen (niemand kann noch sagen, er hätte es nicht gewusst) und die klimabedingten Naturkatastrophen waren dramatisch wie noch nie - von Waldbränden bis Dürre bis Hochwasserkatastrophen, vieles haben wir längst wieder verdrängt. Und gleichzeitig tappt die Klimapolitik weiter hinter den Notwendigkeiten her, Scheinklimaschutz steht vielfach noch im Vordergrund. Die Weltklimakonferenz hat schließlich einen Hybrid gebracht: ein notwendiger und richtiger Beschluss, die fossile Energie zu verlassen, aber keine Verbindlichkeit und keine festgelegten Ausstiegstermine.
2024 wird vieles entschieden werden müssen. Alles spricht dafür, dass sich die Klimakrise weiter zuspitzen wird, die Meerestemperaturen weiter steigen, die Naturkatastrophen sich weiter zuspitzen.
In der Politik werden Weichenstellungen notwendig sein: bei vielen „Carbon Bombs“ steht die Entscheidung an, ob sie gezündet werden. Es sind dies große Förderprojekte für fossile Energie, deren Förderung einen enormen Rückschlag bedeuten würde. Denn einmal gestartete Förderungen von Gas oder Öl lassen sich kaum wieder einfangen. US-Präsident Biden steht 2024 vor einer derartigen Großentscheidung im Golf von Mexiko. Gelingt hier die Wende, werden die Förderlizenzen nicht vergeben, dann wäre dies ein starkes Signal, dass es die Weltgemeinschaft ernst meint mit dem Beschluss der COP.
Der Ausbau der Erneuerbaren kommt ja längst in vielen Regionen in die Gänge: in Australien und Neuseeland, in China mit einer einzigartigen Geschwindigkeit, in den USA durch den Inflation Reduction Act, aber auch in Deutschland werden Fortschritte gemacht: bis 692 neue Windräder und eine sensationelle neu errichtete Solarkapazität von 13,4 GW hat das heurige Jahr an Fortschritten gebracht. Die Energiewende wird kommen, die Frage ist nur, ob sie zeitgerecht kommt.
Und auch aus Österreich kommt eine gute Nachricht: erstmals seit 16 Jahren wurde im November aufgrund des hohen Ertrags an Erneuerbaren (stark witterungsbedingt) wieder mehr Strom exportiert als importiert.
Die Welt wird sich 2024 entscheiden müssen: weiter wie bisher würde das Zeitfenster, das wir bis Ende dieses Jahrzehnts für eine wirksame Klimawende haben, schnell verspielen. Oder aber die sozialen Kipppunkte, der weltweite Druck von immer mehr Menschen schaffen den Durchbruch. Das wird auch von den Wahlergebnissen in den USA, in der EU, in Österreich abhängen. Das sieht derzeit nicht gut aus, aber es kann gelingen, noch ist ausreichend Zeit.
Auch der Fall der Berliner Mauer schien wenige Wochen davor undenkbar.
Zukunft ist gestaltbar. Auch von uns.