Stimmungsmacher Benko

 Bei der heutigen Morgenlektüre der Nachrichten erfahren wir, dass sich unsere beiden Altkanzler Gusenbauer und Kurz unter den Gläubigern des Benko-Imperiums befinden. Dadurch wird ein kleiner Auszug des Irrwitzes sichtbar, der sich in Teilen dieses Landes ereignet. Und aus dem sich ein Teil der Grundstimmung in diesem Land speist. Ein Weihnachtsgeschenk für Kickl.

Wie reagieren die beiden Parteien auf die Geschäfte ihrer früheren Obleute? Die SPÖ verschämt distanzierend, ein schlechtes Gewissen, aber keine Konsequenzen. Und die ÖVP wie immer in der Vorwärtsverteidigung, wie immer sind es die Überbringer der Botschaft, die das Problem darstellen. Aber doch nie und nimmer „einer von uns“.

Viele Menschen in diesem Land können sich diese Summen, um die es in beiden Fällen geht, nicht einmal vorstellen, die für Teilzeitjobs bzw für ein oder einige wenige Telefonate zur „Vermittlung“ kassiert werden - während viele Tausende Mitte des Monats nicht mehr wissen, wie sie durchkommen sollen.

Das verstärkt eine Stimmung, die wesentlich zum Bruch des Vertrauens beiträgt.

Affären wie jene um Benko sind die Turbos dieses Vertrauensbruches und wären auch die Chance des Wiederaufbaus von Vertrauen, wenn endlich mit radikaler Ehrlichkeit und Konsequenz reagiert werden würde. Solange dafür der Mut fehlt, wird es schwierig mit dem Comeback des Vertrauens.

Daran werden die beiden Untersuchungsausschüsse nichts ändern, im Gegenteil: je aggressiver die beiden Parteien aufeinander los gehen, um gegen den anderen Platz zwei zu schaffen, desto schöner für Kickl. 

Und dennoch wird Kickl nie Kanzler. Dazu ist die Zivilgesellschaft in Österreich zu stark - sie wird aufklären, wohin sich Österreich entwickeln würde mit einem „Volkskanzler“ an der Spitze. Österreich darf nicht Ungarn werden - und wird es nicht werden. Aber dazu müssen ÖVP und SPÖ endlich auch etwas tun. Und dazu braucht es in den nächsten Monaten einen „Neustart“, wie Armin Thurnher unlängst in einer TV-Diskussion gemeint hat. Ja, das wär doch was. Erkennen, wo der eigentliche Gegner sitzt, sich nicht um den zweiten Platz mit Schmutzkübeln duellieren, sondern mutig einen Neubeginn starten, grosse Reformen in den letzten Monaten der Legislaturperiode noch umsetzen und wieder Vertrauen schaffen - mit klaren Konsequenzen bei Fehlentwicklungen.


Beliebte Posts aus diesem Blog

Juniors Welt

Juniors Welt - Fliegen, Lieblingsspeisen und Fremdsprachen

Meine Schlüsse aus den RKI-Files