Vom Umgang mit dem Tod

 In meiner Kolumne für die „Krone“ am Sonntag habe ich mich gestern mit dem Tod beschäftigt, beschrieben, wie stark sich der Umgang verändert. Damals, als Kind, war der Tod ein Teil unseres Lebens, beim Sterben von Nachbarn waren wir Kinder dabei, das Aufbahren ein öffentlicher Akt. Dann hat sich alles radikal verändert, das Sterben wurde in die Pflegeheime und Spitäler verschoben. Jetzt verändert sich   durch die Hospizbewegung und eines breiten gesellschaftlichen Umdenkens wieder sehr viel.

Spannend sind für mich immer die Reaktionen der Leser:innen in den ersten Stunden nach dem Erscheinen der Kolumne. Diesmal auffallend viele Reaktionen, die allermeisten positiv und mit persönlichen Erfahrungen gespickt. Eine Leserin in tiefer Dankbarkeit über die Bemühungen der Mitarbeiter:innen beim Tod des Vaters in einem Wiener Krankenhaus, einer mit den gegenteiligen Erfahrungen in einem Pflegeheim, als er vom nahen Tod seiner Mutter nur durch Zufall erfuhr und der Ablauf als zutiefst unmenschlich empfunden wurde. Und ein Dritter, der vom Sterben seiner Schwiegereltern in einem rumänischen Dorf schrieb, eine Schilderung, die mich sehr stark an meine Kindheit erinnert und gleichzeitig ein öffentliches Fest der Trauer war, wie ich sie nur von italienischen Filmen kenne. Eine Kritikerin schließlich übte in ihrem Mail heftige Kritik an der Einsamkeit des Sterbens in der Pandemie. Ich habe ihr geantwortet mit einem Hinweis auf jene, wenigen Länder, in denen es diesen Schutz nicht gab und viele tausend Menschen dadurch zusätzlich verstorben sind. Es sind ganz schwierige Abwägungen.

Der Umgang mit dem Tod ist wesentlich für die Betroffenen, aber mit der Gesellschaft insgesamt. Wir haben während der Pandemie gemerkt, was es bedeuten kann.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei der ehemaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic bedanken, die wesentlich dazu beigetragen hat, dass sich die Idee der Hospizbewegung in Österreich entwickelte. Heute gibt es einen Gesetzesbeschluss, dass Palliativstationen und mobile Palliativbetreuer:innen in ganz Österreich aufgebaut und finanziert werden.

Das ist ein unglaublich wichtiger Schritt, der auch die gesellschaftliche Veränderung ermöglicht, die Arbeit in Schulen, die Vorbereitung von Angehörigen ermöglicht.

Reden wir darüber, auch wenn in Österreich der Tod noch immer ein Tabu zu sein scheint.

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