Aufarbeitung der Pandemie tut not

 In den letzten Wochen und Monaten haben die Meldungen der Coronaleugner neue Höhepunkte und meinem Eindruck nach seit der Koalition in Niederösterreich auch eine neue Aggressivität erreicht. Das hat damit zu tun, dass sie sich zunehmend im Recht fühlen, auch weil es seit vielen Monaten kaum mehr Aufklärung gibt. Umso wichtiger wäre es, eine schonungslose und unabhängige Aufarbeitung der tatsächlichen Fakten zu verwirklichen. Auch, um aus Fehlern zu lernen, Stärken auszubauen und bei einer nächsten Pandemie besser vorbereitet zu sein. Passiert dies nicht, dann bleibt für viele ein Zerrbild voller Verunsicherung über, ideal für die Behauptungen der Verschwörer. Für die nächste Epidemie oder Pandemie, für die nächsten Impfkampagnen wäre dies fatal.

Daher ist es sehr gut, dass die GÖG in der Zwischenzeit in einem wichtigen Teilbereich, der Hospitalisierungen, an einer Analyse der Statistik gearbeitet und nun publiziert hat (siehe heutiger „Standard“). Dabei wird vieles bestätigt, was wir bereits während der Pandemie kommuniziert haben, aber es ist wichtig, das nüchterne Zahlenwerk zu sehen. 135.000 Menschen wurden in Österreich bis Ende Februar 2023 mit Covid hospitalisiert, gleichsam eine Großstadt. Alleine diese Zahl zeigt die enorme Dimension der schwersten Gesundheitskrise seit hundert Jahren. 22.000 Menschen sind verstorben, 20 Prozent davon ausserhalb der Krankenanstalten. 31 Prozent der ICU-Patient:innen sind verstorben. Die Problematik des Wildtyps am Beginn der Pandemie ist mir noch sehr intensiv in Erinnerung, Alpha war dann etwas weniger pathogen, Delta hingegen wieder stärker. Omicron brachte dann einen Paradigmenwechsel, auch wegen der relativ hohen Durchimpfungsquote. Wäre diese in Österreich noch deutlich gehoben worden, dann wäre vielen Menschen schweres Leid erspart geblieben.

Und umgekehrt können nur erahnen, wie verheerend die Lage gewesen wäre, hätten wir nicht eingegriffen und wie von den Coronaleugnern gefordert, die Dinge ohne harte Maßnahmen laufen gelassen.

Eine echte Katastrophe wäre entstanden.

Die Impfung hat gewirkt. In Europa wurde über eine Million Leben gerettet. Leider hat aber auch die Verunsicherung durch Verparteipolitisierung, Präventionsparadoxon und Coronaleugner gewirkt. Mit mehr Impfungen hätten wir das Virus viel erfolgreicher die Krankheit bekämpfen können, viele Menschenleben hätten wir dann retten, besonders viele Long-Covid-Erkrankungen vermeiden können.

Ein eigenes , dramatisches Kapitel ist Long-Covid - weggeschoben, viel zu wenig berücksichtigt. Über die tatsächlichen Zahlen der Folgeerkrankung von Covid in Österreich können wir tatsächlich weiterhin nur Schätzungen anstellen, da diese Patient:innen nur selten in der Spitalsstatistik aufschienen. Die WHO schätzt unfassbare 65 Millionen Betroffene weltweit.

Österreich muss hier mehr tun: an Studienarbeit, aber auch bei der Forschung und der Betreuung der unglaublich vielen Patient:innen.

Es ist gut, dass nun ein neues Pandemiegesetz erarbeitet wird. Es ist die Chance, dass wir uns für eine nächste Pandemie viel besser aufstellen und aus der Covid-Pandemie lernen. Aufarbeitung ist die Voraussetzung dafür.

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