Earth for All

 Jeder Tag ist ein besonderer Tag, der heutige jedoch ganz besonders. Vor 50 Jahren hat der Club of Rome mit den „Grenzen des Wachstums“ viel zum Entstehen einer weltweiten Umweltbewegung beigetragen und Bewusstsein geschaffen.  Heute erscheint sein neuer Bericht „Earth for All“ in der deutschen Fassung und zeigt damit die aktuelle Lage und die notwendigen Strategien sehr präzis auf. Denn heute geht es nicht mehr vorrangig um Infoarbeit, sondern um die richtigen Strategien und politischen Druck.

Das besondere Verdienst: der Bericht versteht es, die ökologische Dimension mit den sozialen Anforderungen in Einklang zu bringen und Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung schlüssig als Schlüssel für eine gute Zukunft definieren. Eine gute Kurzfassung dazu etwa auf orf.at, der Bericht als Buch ab heute im Buchhandel. Große Leseempfehlung. 

Wie notwendig politischer Druck und die richtigen Strategien beim zentralsten Zukunftsthema sind, haben auch die Sommergespräche des ORF gezeigt. Die ChefInnen der drei größten Parteien im Nationalrat, Rendi-Wagner, Kickl und gestern Abend Nehammer haben dokumentiert, dass offensichtlich noch immer die Irrmeinung herrscht, Klimapolitik sei Sache der Grünen. Und genau das darf es nicht mehr sein. Für Grüne muss es mehr engagierte Partnerinnen und Partner in Parlamenten geben. Und nein, Österreich ist leider schon lange kein Vorreiter mehr beim Klimaschutz, die Energiewende wurde jahrelang blockiert. Wie ist es sonst möglich, dass etwa in Wien die Eigenproduktion Erneuerbarer Energie um ein Vielfaches kleines ist als in München, über sechs Quadratkilometer Dachflächen in Wien „sehr gut“ geeignet sind für die Erzeugung von Sonnenenergie (Solarkataster), aber nur ein Bruchteil genützt wird. Wie kann es sein, dass in Westösterreich offensichtlich Windkraft-Verbot herrscht?

Sehr konkret und ernüchternd ist es etwa, sich die App „entsoe“ (ENTSO-E Transparency Plattform) zu installieren (gratis). Hier kann der Verlauf und die Quellen der Stromproduktion in den einzelnen europäischen Ländern verfolgt werden. Eindrucksvoll: Österreich lebt noch immer von der „alten“ Großwasserkraft und weist auch im internationalen Vergleich einen viel zu kleinen Anteil an Sonnen- und Windenergieerzeugung auf. 

Und spannend könnte es heute auch im Parlament werden: nach seiner Sommerpause tagt heute wieder der ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss und beschäftigt sich (endlich!) mit der Frage der Ursachen der österreichischen Abhängigkeit von russischem Gas. Ich halte es für enorm wichtig, diese Frage aufzuklären: wie konnte es möglich sein, nach Vorliegen aller Informationen über die Klimakrise und nach dem Überfall auf die Krim die österreichische Abhängigkeit von russischem Gas auf 80 Prozent zu erhöhen? Was hat dabei die Fäden gezogen und was genau waren die „Motivationen“, wer hat profitiert?

Die Aufklärung wird in wenigen Stunden in diesem U-Ausschuss nicht gelingen - ich denke, dieser Frage muss ein eigener Untersuchungsausschuss gewidmet werden. Das gehört geklärt, und zwar dringend.

Und was ist bei mir heute los? Heute Vormittag Büroarbeit, dann versuche ich einige Tätigkeiten auszulagern, Nachmittag bin ich dann zu Besprechungen in meinem Verlag und dann gehts in die Vorbereitung für die erste Lesung des zweiten Teils der Lesereise, die morgen in Neusiedl beginnt.

Ich freue mich schon wieder sehr darauf. Und jetzt noch ein paar Minuten QuiGong und dann gehts los mit einem spannenden Arbeitstag. 

Euch einen guten Dienstag!

PS: warum ich Ö1 sehr liebe, zeigt mir heute wieder das „Radiokolleg“ mit seinem phantastischen Bericht über Lateinamerika, heute Brasilien. Geschichte, Politik, Musik in 25 Minuten vereint. Wunderbar. Hört Euch das an!

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