Die Ängste wachsen
Guten Morgen! Ich sitze auf der Terrasse, hab schon die Medien, Mails und andere Nachrichten bearbeitet und höre im Hintergrund die wunderbare Musik von Ö1. Gute Nachricht: schon wieder sind zwei Lesungen für den Herbst dazu gekommen, ich starte nun bereits am 2.September in Eidenberg im Mühlviertel. Auch eine Sonntag-Matinee im Oktober ist in Wien in Vorbereitung. In den nächsten Tagen werde ich dann auch die Zeit nützen, um den Kalender auf Anschober.at auf den aktuellen Stand zu bringen. Immerhin sind es bereits wieder 25 Veranstaltungen, die im September und Oktober insgesamt geplant sind (Vorträge und Lesungen).
Morgen gehts zum letzten Vortrag vor meiner Sommerpause nach Horn zur Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung, bei der ich drei Stunden lang einen Impuls zum Thema „Krisen“ setzen darf.
Und sonst nütze ich die Zeit für Bereiche, für die in den letzten intensiven Monaten zu wenig Zeit geblieben ist: einen Kaffee mit dem einen oder anderen Experten, Zeit mit Wegbegleitern. Gestern waren zum Beispiel als kleines „Danke“, die MitarbeiterInnen meines Verlages bei mir auf Besuch, heute sind es die ehemaligen MitarbeiterInnen meines Kabinetts. Auch darauf freue ich mich, denn seit meinem Ausscheiden aus der Regierung habe ich die meisten nicht mehr gesehen. Ich weiß zwar, wohin sie ihr beruflicher Weg gebracht hat - nur mehr wenige sind im Kabinett verblieben -, aber es wird fein, endlich einmal Zeit zum Reden zu haben.
Generell ist in diesen Tagen mehr Zeit für Gespräche: beim Einkaufen zum Beispiel, beim Testen - viele kurze Gespräche zeigen mir, dass das Bewusstsein, dass es in vieler Hinsicht ein schwieriger Herbst und Winter werden wird, längst bei der Bevölkerung angekommen ist.
Natürlich entstehen große Ängste vor den explodierenden Preisen, vor fehlendem Gas, vor einer heftigen Covid-Welle. In dieser Situation braucht es ehrliche Information und radikale Transparenz. Die Wahrheit ist zumutbar.
In den letzten Tagen habe ich für mich recherchiert, wann der bestmögliche Zeitpunkt für meine vierte Impfung ist und ich habe mich nun doch dazu entschieden, dies in den nächsten 1 - 2 Wochen zu machen. Gerade in den letzten Wochen wurden in meiner Umgebung auch jene erstmals infiziert, die besonders vorsichtig waren. Das bestätigt die Aussagen von ExpertInnen, dass die Weiterentwicklung von Covid zu immer ansteckenderen Varianten führt. Und ich höre, dass es doch noch einige Monate dauern wird, bis der weiterentwickelte Impfstoff breit zur Anwendung kommen wird. Und für diesen Zeitraum möchte ich mich besser vor schwerer Erkrankung schützen.
Die Zahlen an Neuinfektionen steigen weiter, auch die Auslastung der Spitäler wächst. Nie hatten wir in den beiden ersten Jahren der Pandemie derartige Sommerwerte. Das ist ein sehr ungewöhnlicher, besorgniserregender Vorlauf für die schwierige Zeit in Herbst und Winter, zumal in vielen Krankenhäusern etliche Betten nicht genützt werden können, weil das Personal fehlt. Aufgrund von Erkrankungen, Urlauben und wegen Kündigungen. Viele sind ausgebrannt nach zwei Jahren enormer Belastung.
Keine guten Vorzeichen auf den Herbst. Es können sehr schwierige Monate werden - mit Krieg, Energiekrise, sozialer Krise und Pandemie. Und unsere eigentlich größte Krise, die Klimakrise, werden wir in den nächsten Tagen auch bewusster erleben. Madrid meldete gestern bereits mehr als 40 Grad, kommende Woche könnten die Temperaturen auch in Österreich ungewöhnlich hoch werden.
Diese Krisenstimmung darf uns nicht lähmen, sie muss uns aufrütteln und zum Umdenken - und Handeln! - bringen. Auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Wir können das schaffen. Gemeinsam können wir es schaffen. Am Beginn der Pandemie haben wir gezeigt, wie es gehen könnte: durch Zusammenhalt in der Krise, durch Solidarität, durch Übernahme von Mit-Verantwortung.