Und zum Schluss ein gewaltiges Gewitter

 So, das war jetzt der erste Teil der Lesereise. 30 Lesungen am Stück in zwei Monaten. Gestartet am 20.April in Seewalchen, beendet  gestern Abend in Traun. Erstmals mit etwas weniger Publikum, kein Wunder angesichts der Hitze. Aber wieder ein gelungener Abend mit spannender Diskussion. Und am Schluss ein langes Gewitter und befreiender Regen. Sehr imposant, fast wie inszeniert.

Und dazwischen viele Stunden in teilweise überfüllten Zügen, mehr als 7000 km mit Bahn und Bus, viele und sehr unterschiedliche Hotelbetten, bis auf ganz wenige Ausnahmen respektvolle, gute Diskussionen, guter Buchverkauf, weit über tausend signierte Bücher, bis auf zwei Lesungen immer vor vollen Häusern. Fast 4000 Besucher. Danke! Das war wunderschön.

Ich habe mich so richtig wohl gefühlt. Vor allem über die wunderbaren Menschen, die ich auf dieser Reise kennenlernen durfte. Am ersten Tag nach der ersten Halbzeit freue ich mich bereits auf die Herbstserie mit 13 weiteren Lesungen. Von Salzburg am 12.September bis Oberwart am 21.Oktober. Und das wird noch mehr. 

Viele haben mir beim Schreiben des Buches gesagt, das sei das falsche Thema, das interessiere niemanden mehr. Das Gegenteil ist der Fall. Enormes Interesse an der Aufarbeitung, wir brauchen sie als Gesellschaft. Und wir müssen lernen aus unseren Fehlern.

Derzeit sind wir in Österreich, aber auch in den Nachbarländern leider auf Kurs Richtung Sommerwelle und Herbstwelle. Das zu rasche Ende aller Massnahmen, die Verweigerung der Impfung bei einem großen Teil der Bevölkerung - all das deutet nicht in Richtung Kontrolle des Virus, sondern auf sehr schwierige Monate vor allem dann, wenn es wieder kalt wird.

Aber das Virus hat uns ja oft schon überrascht. Warum nicht einmal eine gute Überraschung? 

Und vielleicht geht doch noch einmal ein Ruck durch die Bevölkerung und viele erinnern sich an den erfolgreichen Start gegen die Pandemie, als wir die erste Welle mit viel Solidarität und Zusammenhalt vergleichsweise gut geschafft haben.

Und vielleicht gelingt diese Erinnerung hin zu mutigen Massnahmen auch europaweit in der Politik: mit einer europaweiten gemeinsamen Strategie, mit Maskenpflicht in allen Bereichen, die auch von Menschen mit erhöhtem Risiko benützt werden müssen (von Öffis bis Supermärkte), mit Mindestabstand, mit einem sorgsamen, verantwortungsvollen Verhalten und mit Tests für alle, die einen wollen.

Beim Krieg fühlen wir uns oftmals ohnmächtig, gegen das Virus kann jeder handeln. Nur dann gelingen uns gute Monate, wenn wir alle handeln. Mit einem größtmöglichen Ausmaß an Einigkeit. Denn es ist absehbar, was sonst kommen wird.

Das reale Leben zeichnet jetzt ein ähnliches Bild wie das Schlusskapitel in „Pandemia“. 

Nach 30 Lesungen ist der Umschlag meines „Lesebuches“ abgegriffen und zerschlissen, der Inhalt meines Buches ist jedoch aktueller denn je. Und ich fürchte, er wird es noch länger bleiben. Denn je weniger einig wird sind, je größer die Teile der Bevölkerung sind, die nicht mehr mitmachen, je weniger Massnahmen gesetzt werden, je geringer die Impfquote ist, desto länger wird die Pandemie andauern.

Sicher sind wir erst, wenn alle sicher sind.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Juniors Welt

Juniors Welt - Fliegen, Lieblingsspeisen und Fremdsprachen

Meine Schlüsse aus den RKI-Files