Der Regen nach der Hitze

 Am Nachmittag war es immer drückender geworden, nach mehreren Wochen Hitze zwischen 30 und 35 Grad wurde die Situation für viele langsam unerträglich. Vor allem ältere Menschen, Schwerkranke, Menschen in kleinen Wohnungen in der Umgebung von Hitze-Hot-Spots wie Großparkplätzen oder großen Straßen waren zunehmend am Ende ihrer Kräfte. Und jetzt, also am Samstag Nachmittag das Gewitter kam, mit viel Regen, Wind und leichter Abkühlung stand die Freude und Erleichterung vielen hier ins Gesichts geschrieben. Lachen war zu hören, ein Aufatmen war in der Siedlung zu fühlen.

Mich erinnert diese Stimmung an ein Kapitel in meinem Buch „Wie wir uns die Zukunft zurückholen“, als im Schwarzen Sommer 2026 nach einem wochenlangen Hitzedom zwischen 35 und 40 Grad endlich der Regen kam.

„Es ist Nacht, wieder einmal eine drückend heiße Tropennacht, die Laken kleben am Körper, der Ventilator an der Decke wirkt eher wie ein Fön, jeder Bewegung verursacht eine kleine Flutwelle an Schweiß. Plötzlich vernehme ich ein Geräusch. Es kommt vom großen Baum vor dem Haus, der durch die Hitze viele Blätter verloren hat, das restliche Laub ist bereits gelb. Da ist etwas. Hör doch! Das klingt wie Regen. Mit einem Sprung bin ich auf der Terrasse: Ja, das ist Regen. Zunächst einige wenige Tropfen, aber es wird immer mehr!

„Es regnet“, ruft jemand aus einem Fenster aus Lebenskräften in die Nacht hinaus. In immer mehr Wohnungen im alten Haus gegen die Licht an. Gemurmel vermischt sich mit der Symphonie der Tropfen. Und plötzlich brandet Jubel auf. Menschen laufen barfuß in den Garten, breiten die Arme aus und schauen nach oben, um die Tropfen auf der Stirn, den Wangen, den Lippen zu spüren.!

Fünf Grad sind wir entfernt von diesem „Schwarzen Sommer“. Fünf Grad höhere Temperaturen, das wäre noch einmal eine große Verschärfung. 40 Grad Celsius, das ist in manchen Regionen des Planeten bereits Wirklichkeit.

Seit Jahren registrieren wir auch in Europa mehr Waldbrände, mehr Dürre, höhere Temperaturen, mehr Sturmkatastrophen, höhere Wassertemperaturen in den Meeren und damit noch gewaltigere Gewitter.

Wenige Kilometer weiter, auch hier in Wien, vor allem im Norden, Nordwesten bringt der heutige Regen ein schweres Gewitter, Hagel mit großer Wucht, enorme Wassermengen. Im Netz sehe ich die Verwüstungen in anderen Regionen - am Tag davor, in der Nacht, jetzt gerade. Das ist die Klimakrise: die Extremereignisse werden immer heftiger und häufiger, Belastung und Zerstörung immer kräftiger, die regionalen Unterschiede auch immer größer. 

Heute erleben wir die Konsequenzen der Emissionen von vor 10 Jahren. Seither sind sie weiter gestiegen.

Wenn wir so weitermachen, könnte der Schwarze Sommer in Europa, wie im Buch geschildert, früher oder später Wirklichkeit werden. 

Aber es kann auch die Klimawende, die im Buch zu einem hoffnungsvollen Ende führt, zu stark sinkenden Emissionen, zu mehr Lebensqualität führt, Wirklichkeit werden. Erste große Erfolge in einzelnen Regionen gibt es, jetzt müssen wir sie flächendeckend umsetzen.

Es liegt an uns. An unserem Handeln, an unseren politischen Entscheidungen.

Der Regen nach der Hitzeglocke schwemmt die Gefahr nicht weg, er verursacht punktuell Zerstörung, schafft aber an vielen Orten wie hier in unserer Siedlung  Erleichterung. 

Es ist nur eine Atempause. Nützen wir sie!


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