Impressionen von der Lesereise

 Im Zug von Feldkirch nach Wien ist heute viel Zeit, für Euch wieder einmal einen Blick hinter die Kulissen der Lesereise zu machen. Diese Woche bin ich ja wieder viel unterwegs - von Stockerau am Montag bis Eugendorf am Samstag. Es ist wirklich sehr besonders, wie viele Menschen zu den Lesungen kommen, dass alle Veranstaltungen ausgebucht sind, dass die Stimmung jeweils großartig ist. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Am Montag war sicherlich ein Höhepunkt die Teilnahme des Juniors - erstmals auf der Bühne. Ich denke, darüber soll er Euch am Sonntag selbst in seinem Blog berichten.

Aber was in Stockerau schon auch auffällig war, war die tolle Stimmung im Apollo Kino, dem ältesten Kino Österreichs. 150 Besucher:innen, weit über 50 verkaufte Bücher, wieder einmal war die anwesende Buchhändlerin ausverkauft. Und ein ungewöhnliches Strahlen, eine Form der Zufriedenheit bei vielen Anwesenden.

Am Dienstag dann die Reise über den Arlberg ins regnerische, kalte Bregenz. Aber am Abend eine erwärmende Stimmung bei der Lesung im Kosmos-Theater. Wieder ein voller Saal, wieder diese besondere Stimmung während und nach der Veranstaltung, wieder viele und lange spannende Gespräche. Bei mir auf der Bühne Harald Walser, der ehemalige Nationalrat der Grünen, der mich auf der Bühne interviewt.

Am nächsten Tag bin ich nach Dornbirn unterwegs, für eine Stunde live im ORF-Landesstudio zu Gast. Wie schön war das! Lustig auch, dass es noch immer Menschen gibt, die nicht fassen können, dass ich mit dem Zug unterwegs bin. Ein Anrufer wollte es genau wissen. Mit strengem Ton fragte er:“Und wie ist es denn um ihre Glaubwürdigkeit bestellt?? Haben Sie einen Führerschein und wie sind Sie denn nach Vorarlberg gekommen.“ Nichts schöner, also solche Fragen ehrlich zu beantworten. 

Dann Wiedersehen mit dem Bildungszentrum St Arbogast, das ich sehr liebe. Am Nachmittag eine Gesprächsrunde zum Thema „Wirtschaft und Ethik“. Statt einer Stunde haben wir zweieinhalb Stunden diskutiert, es war schön und aufbauend. Immer wieder faszinierend, wenn viele gänzlich unterschiedliche Personen durch das Gespräch zu gemeinsamen Positionen kommen und diese dann mit Freude und Überzeugung vertreten.

Und dann um 19 Uhr Beginn der Veranstaltung. So schön: links von mir die Fensterseite des großen Veranstaltungsraumes, Äste alter Bäume wiegen sich im Abendlicht, es flackert zwischen Dunkelheit und Sonne. Japaner:innen würden diese Stimmung „Komorebi“ nennen. Das steht auch auf meinem Shirt, das ich heute trage. Darüber aber einen dicken Pullover, weil ich immer noch verkühlt bin. Wieder spontan eine andere Abfolge der Lesung mit anderen Schwerpunkten, ich lerne auf die Stimmung, das Interesse des Publikums zu reagieren. Und wieder eine neue Zufriedenheit, eine neue Motivation am Ende. Langes Signieren, Nachgespräche.

Wieder eine Nacht im fremden Bett, aber angenehm, warm und mit guter Matratze, Arbeiten bei einem liebevoll angerichteten Frühstücksbuffet, Gespräche mit Schüler:innen, die hier ihre Landschulwoche verbringen. Und dann kommt ein älterer Herr auf mich zu - mit fragendem Blick. „Haben Sie noch ein Buch für mich?“ Leider nein, ich habe nur mehr mein eigenes Lesungsbuch, die Veranstalter hier sind ausverkauft. „Aber mein Freund hat heute Geburtstag, und er würde sich so freuen“. Vielleicht gibt es in einer Buchhandlung der umliegenden Ortschaften noch ein Exemplar?

Er macht sich auf den Weg, ergattert das letzte vorrätige Buch und wartet auf mich am Weg zum Bahnhof am Rand der blühenden Wiese, damit ich es für seinen Freund signiere. Ich freue mich darüber, ihm eine Freude zu machen und schreibe den gewünschten Geburtstagstext als Signierung.

Der alte Mann strahlt, bedankt sich und macht sich auf dem Weg zu seinem Freund, um das Geschenk zum 70er zu überbringen.

Ich erreiche den Zug noch, es geht weiter nach Feldkirch, auch hier schaffen wir den Anschluss nach Innsbruck und auch hier klappt der Umstieg in den Zug nach Wien zur letzten Etappe des Tages. Immer wieder wechseln die Menschen, die mir gegenüber sitzen. Kurze Blicke, Fragen, Gespräche. Freundlichkeit. Die Natur zieht vorbei. Das Wasser, der Schnee am Arlberg, die blühenden Wiesen bei Kufstein und langsam macht das Wetter auf, es wird heller. Ich freue mich auf die Sonne, schließe meine Büroarbeiten - Mails, Organisation der Tour, andere Arbeiten ab und beginne die heutige Abendveranstaltung vorzubereiten.

Wieder ein anderer Saal, wieder andere Menschen, andere Veranstalter, ein anderes Publikum. Aber - ich bin mir sicher - wieder Besorgnis und Hoffnung. Und der Wille, einen Beitrag für die große notwendige Veränderung zu leisten.

Diese Lesereise ist meine persönliche Reise in die Zuversicht.

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