Wie der Umgang mit Extremisten funktioniert - und wie nicht

 Die große Demonstration am Freitag in Wien war eine Befreiung - für viele Einzelpersonen, das Land, die Demokratie und die Stimmung. Plötzlich wird nicht darüber diskutiert, wie seit Monaten, was wohl alles sein wird, wenn Kickl Kanzler ist, sondern darüber, was geschehen muss, damit er und seine Partei nicht in der nächsten Regierung vertreten sind. Das ist gut, nun folgen große Kundgebungen an vielen anderen Orten in Österreich und Deutschland. Die These von den Kipppunkten scheint zu stimmen - die Enthüllungen vom Extremistentreffen in Deutschland brachten das Fass zum Überlaufen und viele zum Nachdenken. Einige wenige nicht - schon bizarr wie ein TV-Jounalist, der nicht weiß, ob er eher Satiriker oder Politagitator ist, von einem Fake-Treffen spricht. Wie immer: provozieren, damit wir über die Provokation sprechen und nicht über die Tatsachen. Das darf nicht mehr funktionieren.

Abgesehen von der veränderten Stimmung durch die Demonstrationen, denen jetzt viel folgen muss, läuft noch immer vieles schief im Umgang mit den Extremisten.

Da wird einer, dessen einzige bislang bewiesene Fähigkeit die Provokation ist, medial nach Passau begleitet. Und Medien und Tausende in den Sozialen Medien begleiten ihn empört. Lasst ihn doch, verschweigt ihn, vergesst ihn. Das ist für ihn die höchste Strafe.

Oder der Bundeskanzler: am Tag der Großdemonstration eine Rede zu halten, mit der er seit Tagen die Medien vorführte, indem er seit Tagen Häppchen für Häppchen transportierte und nun eine Ansammlung blauer Themen als Österreich-Plan servieren: Na, Gute Nacht! Also weiterhin kein Selbstbewusstsein und weiterhin glauben die FPÖ verkleinern zu können, indem man viel über sie spricht, Kickl als Bundeskanzler zum Kanzlerduell auffordert (wie dumm ist das denn?) und das Klimathema vermeidet, aber auf blaue Inhalte setzt? So geht es jedenfalls nicht. Wer berät diesen Mann?

Aber auch einige in manchen Medien haben es noch nicht verstanden. Ein Beispiel die gestrige Meldung im von mir geschätzten Standard:“FPÖ in Steiermark-Umfrage auf Platz eins“. Man hätte auch schreiben können:“Erstmals keine schwarzblaue Mehrheit in der Steiermark“. Oder:“KPÖ mehr als verdoppelt in der Steiermark“. In Österreich jedoch starrt alles auf die FPÖ und macht sie groß. Motto: nicht einmal Skandale wie der Finanzskandal der FPÖ in der Steiermark, können ihr etwas anhaben. Und da sind wir wieder beim Grundgefühl der letzten Monate: es hilft ja eh nix, die können tun was sie wollen, die werden gewinnen!

Nein, werden sie nicht. Wenn alle verantwortungsvollen Demokraten verantwortungsvoll denken und handeln und ein paar Grundgesetze der Kommunikation bedenken. Etwa, die eigenen Themen in den Mittelpunkt zu stellen.




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