Was haben wir aus Corona gelernt?

 Gestern die vorletzte, morgen die letzte Veranstaltung des Jahres. Was war das für eine Zeit! Soviel tolle Abende an so vielen Orten. Ich denke an Bozen, an zweimal Götzis - eins um das andere schöner -, an dreimal Linz, Voitsberg - ich kann jetzt nicht alle Stationen aufzählen, aber jede Veranstaltung für sich ein Genuss, keiner einziger „Absturz“ mit wenig Publikum, überall feine Diskussionen und eine großartige Stimmung. Danke nochmals den vielen Veranstalter:innen, die sich solche Mühe machen und ohne die mein neues berufliches Schaffen nicht möglich wäre.

Und wie immer auch in diesem Jahr alle Fahrten mit Öffis - einmal nach Götzis mit dem Nachtzug, ansonsten gute Fahrten mit guten Gesprächen. Einmal im Businessabteil, weil ich einen sehr wichtigen Text verfassen musste. Ansonsten immer im Genuss des Klimatickets (Ausnahme Bozen), immer mit einer verlässlichen und pünktlichen Bahn. 

Die einzige Ausnahme war gestern: Weichenprobleme auf der Fahrt nach Linz, noch heftigere Probleme bei der Rückfahrt, die sich dann im öffentlichen Verkehr Wiens fortsetzten. Aber was soll’s: sowas kann vorkommen und passiert auch - viel heftiger und öfter - mit anderen Verkehrsmitteln.

Was mich gestern dabei in stark überfüllten Öffis verblüfft hat, war das Faktum, dass trotz dieser Überfüllung aller Öffis nur ganz wenige Mitfahrende Maske getragen haben. Und alle Informationen zeigen mir, dass die Impfraten gegen Covid und Grippe gering sind. Ja, auch ich muss mich erst wieder an die Maske gewöhnen. Jetzt lesen wir von über 100.000 Krankenständen, sehen, dass die aktuelle Covid-Welle sehr hoch ist, wo bleibt unsere Gesundheitskompetenz, unser Eigenschutz? Die Abwasseranalysen bewähren sich übrigens sehr, sie sind schnell und aussagekräftig und transparent - und zeigen aktuell eine Welle mit Rekordniveau. 

Auch darum wird es bei meiner Veranstaltung morgen gehen. Der Falter lädt zu einer Aufarbeitung der Pandemie - ich finde das immer sehr gut und wichtig und bin deshalb sehr gerne dabei. Meine persönliche Bilanz habe ich in „Pandemia“ festgeschrieben, seither ist der Diskurs noch rauher und in Teilbereichen auch unsachlicher geworden. Ein neues Pandemiegesetz kommt, das ist gut, weil es ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf nächste Virusausbrüche sein kann, ein Weltpandemievertrag der WHO ebenfalls - auch sehr gut, weil damit die Chance auf ein globales Frühwarnsystem verbunden ist. Am Ziel der Rückverlagerung von Produktionsstandorten für Schutzkleidung und wichtige Medikamente nach Europa wird gearbeitet erweist sich jedoch als sehr schwierig. Das enorme Problem Long-Covid ist noch immer nicht gelöst und bei der Gesundheitskompetenz, beim Lernen als Gesellschaft haben wir bisher keine ausreichenden Fortschritte gemacht, die notwendige wissenschaftliche Aufarbeitung soll zwar bald kommen, fehlt aber noch immer, genauso wie der Dialog darüber. Die Gesellschaft hat sich nach dem vermeintlichen Ende der Pandemie neuen Baustellen zugewendet, der Diskurs über Covid wurde vielfach den Leugnern überlassen, die mit originellen „Fakten“ die Bevölkerung verwirren. Allerhöchste Zeit dem sachlich entgegenzusteuern.

Freitag, 8.12., von 11 bis 13 Uhr im Wiener Stadtsaal. Zwei Stunden zurück und nach vorne schauen, die Rolle von Medien und Politik kritisch hinterfragen. Bitte Tickets beim Falter sichern, es gibt sehr starke Nachfrage. Mit Elena Buys, der Vorsitzenden des deutschen Ethikarates ua. Schaut doch einfach vorbei!


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