Das System reparieren

Es dreht sich! Ein großer Irrsinn unserer Gesellschaften und auch ein wesentlicher Verstärker der Klimakrise ist unsere Wegwerfmentalität. Wir wurden dazu erzogen, viel zu viel von allem zu konsumieren und haben Abfallberge angehäuft. Noch schnell ein Shirt, eine Hose, eine Leuchte, ein Sofa - und weg mit dem Alten, das noch gar nicht richtig gebraucht war. Die Hälfte der Shirt etwa werden nach weniger als 5 mal Tragen wieder weggeworfen. Und jedes Jahr ein neues Smartphone ist sowieso Pflicht. Oder?

Der Wegwerfwahn produziert Emissionen von Treibhausgasen in der Größenordnung des Fliegens oder des Verkehrs, schmutziger ist nur noch die Ölwirtschaft. 80 Prozent der Ressourcen gegen in die Produktion. Längere Verwendung von Waren schafft damit große Einsparungen auf allen Ebenen. 

Im Rahmen des Repairfestivals in Wien, das noch einige Tage geöffnet ist, wird die verrückte Geschichte eines Shirts gezeigt: produziert in China, ungetragen in die Kleidersammlung, von dort in eine Sortieranlage in Rumänien, weiter in eine illegale Mülldeponie in Ghana, angeschwemmt am Strand, 100 Prozent Polyester.

Diese Wegwerfmentalität können wir uns nicht mehr leisten, sie wird langsam Vergangenheit. Immer mehr Menschen fallen auf die Tricks der Produzenten nicht mehr rein und wollen wieder Waren, die länger funktionsfähig sind.

Der zweite Schritt wird morgen gefeiert. Morgen ist Welt-Reparatur-Tag und soll uns daran erinnern, dass es Sinn macht, Waren nicht beim ersten Defekt wegzuwerfen, sondern reparieren zu lassen.

Als kleiner Bub war ich immer begeistert, wenn der „Fernsehdoktor“ zu uns kam, um das wertvolle und wichtige TV-Gerät zu reparieren und, wenn er schon im Haus war, auch das Radio. 

Seither ist eine unglaubliche Wegwerflawine entstanden, eine Mitursache für die Klimakrise. 

Vor einigen Jahren habe ich als Umweltlandesrat in Oberösterreich den ersten Reparatur-Bonus gestartet, eine Förderung für das Reparieren von Elektro-Haushaltsgeräten incl Smartphones und die ersten Reparaturgruppen, in denen Menschen lernen, einfache Reparaturen selbst durchzuführen. Ein riesiger Erfolg, mittlerweile gibt es den Bonus auch in ganz Österreich und in mehreren EU-Staaten, Millionen Menschen haben begonnen, ihre Waren wieder reparieren zu lassen - oder dies sogar selbst zu machen (dazu reichen meine technischen Fähigkeiten leider nicht).

Wichtig aber sind auch die politische, rechtliche Gegenmaßnahmen der EU, die bereits verwirklicht wurden bzw in Arbeit sind. Reparatur muss bei allen Waren möglich sein, Reparatur muss preiswerter sein als der Kauf von Neuwaren, Reparatur muss überall möglich sein, der Abfallberg muss damit stark reduziert werden, 

Ein wichtiger Nebeneffekt: so entstehen viele neue Jobs im Handwerk und werden Konsument:innen entlastet. Die Klimawende bringt allen etwas.

Reparieren wird Trend. Es verändert unser Wirtschaftssystem und unsere Lebenskultur.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Juniors Welt

Juniors Welt - Fliegen, Lieblingsspeisen und Fremdsprachen

Meine Schlüsse aus den RKI-Files