Ein Jahr ohne Auto

 In München wird heute nach dem gestrigen Pressetag die Automobilmesse IAA gestartet. Dabei zeigt sich zweierlei: die Proteste gegen einen zerstörerischen Individualverkehr waren noch nie so stark - Klimaschützer:innen versenkten gestern drei Autos in Erinnerung an die Naturkatastrophen, Demonstrationen folgen. Und zweitens als negative Nachricht: ein Gutteil der Automobilindustrie hat trotz Klimakrise nichts begriffen. Ihre Produkte werden nach wie vor völlig überdimensioniert mit überzogenen Leistungen dimensioniert, so als würde wir in keiner Klimakrise geben. Ausgeblendet.

Zwar beginnt sich der Markt in Richtung E-Mobilität zu verschieben, aber ein reiner Wechsel innerhalb des MIV ist ja auch keine wirkliche Lösung. Wir brauchen Einsparungen der zurückgelegten Distanzen durch eine andere Raumordnungspolitik, durch regionale Jobangebote und Ausbau des Homeoffice statt Zwang zum Pendeln und echte Wahlfreiheit durch einen rascheren Ausbau der Öffis auch in ländlichen Regionen.

Und wir brauchen viel mehr Mix-Angebote, mit denen zentrale Teile mit der Schiene und in den Bahnhöfen attraktive Angebote für die regionale Distribution mit Leih-E-Mobilität möglich wird. 

Seit gut einem Jahr habe ich mich nun von meinem PKW verabschiedet. Und es geht wunderbar. 

Das hat mit meinem neuen Wohnort Wien zu tun, mit dem großartigen Klimaticket, aber auch mit Scotty, der Fahrplan-App, die in Sekundenbruchteilen die besten Angebote für die Fahrten ermittelt.

So plane ich am Vortag meine Fahrten zu Lesungen, Vorträgen, Meetings und natürlich auch im Privaten.

Und ich hatte noch keinen einzigen Fall, bei dem die Anreise nicht möglich und nicht zumutbar gewesen wäre. Zugegeben, einige wenige Fälle, bei denen mich Veranstalter vom nächsten Bahnhof abgeholt haben.

Ich habe mir eine bessere Planung angewöhnt, verlagere einiges an Arbeit in die Fahrzeit in den Öffis und bin ein richtiger Gehfan geworden. Oft sind es ein, zwei, drei Kilometer von und zum Bahnhof, die gehe ich sehr gerne. Das hält mich fit, tut mir gut. Die richtige Ausstattung bei der Auswahl von Schuhen, Rucksack, Regenschutz hilft.

Mein Leben hat sich durch den Wechsel weg vom eigenen Auto sehr verändert. Ich lerne viel mehr Menschen kennen, bin entspannter, bin gesünder. Und schütze das Klima. Es GEHT so einfach!

PS: Freunde fragen mich dann oft, wie ich Urlaubsreisen löse? Ganz einfach, seit Jahren bin ich nicht mehr geflogen, sondern bin mit Nachtzügen in den Urlaub unterwegs. Das ist viel einfacher und bequemer als viele meinen. Und wird stark ausgebaut werden. Wie überhaupt die Investitionen in den ÖV in der Fläche, der Quantität und dem Tempo ein Schlüssel für die nächsten Jahre sein wird. Europa wird das noch viel näher zusammenbringen.


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