Wir Schlafwandler

 „Wir schlafwandeln in die Klimakatastrophe“, hat vor einiger Zeit UN-Chef Guterres beschrieben. Lang fand ich dieses Bild sehr bezeichnend und zutreffend. Wir dösen vor uns hin, leben unser Leben, Jahr um Jahr vergeht und die Klimakrise spitzt sich zu. Oft habe ich mir gedacht, dass Menschen in den Industrieländern dann aufwachen, wenn die Klimakrise auch in unseren Ländern sichtbar wird. Aber mittlerweile denke ich mir, er liegt falsch. Denn was soll noch geschehen, was nicht in diesem Sommer passiert? Gigantische Waldbrände, alleine in Kanada sind mittlerweile Flächen in der Größe von der Schweiz und Österreich verbrannt, Dürre in Spanien, fehlendes Wasser in Frankreich, Hochwasser in Italien und nun in Slowenien und Südösterreich. Und in allen Fällen Tausende Menschen, die akut betroffen sind.

Es tritt genau das ein, was uns die Klimaforscher prognostiziert haben. Nur etwas schneller. Die Meere, die Klimaanlagen unseres Planeten, haben lange Jahre hindurch die zusätzliche Wärmeenergie  aufgenommen, sie reagieren träge. Jetzt reagieren sie. Alleine die Adria liegt derzeit zwei Grad über dem Schnitt, im weltweiten Schnitt werden Rekordtemperaturen gemessen. Je wärmer das Meer, desto mehr Wasser verdunstet. Und warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen und halten.

Das führt dazu, dass eine Temperaturerhöhung von einem Grad zu 7 - 10 Prozent mehr Wasserdampf führt, der irgendwo als Niederschlag niedergeht. Mit steigender Erwärmung wird das immer schlimmer. Ein Naturgesetz.

Manche verstehen und fordern Maßnahmen (nicht vergessen, neustart-klima.at zu unterschreiben, 12.400 haben es bereits gemacht!). Andere wiederum beginnen wie schon zu Corona-Zeiten zu lügen und die Zusammenhänge zu leugnen. Wer angesichts der Katastrophe in Südösterreich von der durch den Klimaschutz bedrohten Freiheit schwurbelt, der soll einmal die Betroffenen fragen, was ihre Freiheit einschränkt. Die Wassermassen oder zb Tempo 100. 

Wieder sind es wenige, die aber dafür umso lauter, mit einigen Medien im Gepäck. Sie verwirren Politiker, die verursachen Verzögerung. Wertvolle Zeit, die uns fehlt. Denn wir wissen: wenn wir die Klimawende in diesem Jahrzehnt nicht schaffen, haben wir die letzte Chance verpasst, dass die Klimakrise nicht zur Klimakatastrophe wird. Jeder Zehntelgrad weniger Erwärmung zählt!

In vielen Ländern des Globalen Südens ist es längst so weit: Bilder, die wir jetzt in Europa sehen, sind dort seit Jahren traurige Realität. Hitzewellen und Hochwässer in Pakistan, im Irak, in Teilen Südostasiens, in Teilen Afrikas.

Alle Konzepte liegen am Tisch. Wir wissen zB, dass Moore die effektivsten CO2-Speicher sind. Gerade entscheidet sich die Zukunft des größten noch intakten Moores der Welt im Kongobecken. Das ist eine wichtige Aufgabe der Weltgemeinschaft, ein Übereinkommen mit den beiden Anrainerstaaten zu schließen, dass den Schutz garantiert und gleichzeitig die regionale Bevölkerung entschädigt.

Alles ist klar und eindeutig. Die deutsche Bundesregierung hat jüngst auf die Frage, wie groß der Anteil der Wissenschaft ist, der vom Menschen verursachte CO2-Emissionen als Ursache der Klimakrise sieht, als weit über 99 Prozent bezeichnet. Dies entspricht einer weltweiten Studie, die britische Wissenschaftler bereits vor Jahren erarbeitet haben.

Und dennoch lügen uns einige das Gegenteil vor. 

Aber konzentrieren wir uns besser auf die Lösungen. Der deutsche Klimaforscher Mojib Latif, den ich wegen seiner positiven Art besonders schätze, hat gestern die Idee eines Klima-Geldes in die Diskussion eingebracht. Zu Jahresbeginn werden Summen gerecht ausbezahlt, alle entscheiden dann mit ihrem Konsumverhalten, wieviel ihnen davon bleibt. Positives Verhalten also mit einer Prämie belohnen. Ein guter Denkansatz, für den wir in Österreich mit dem Klima-Bonus bereits eine Vorstufe haben.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Juniors Welt

Juniors Welt - Fliegen, Lieblingsspeisen und Fremdsprachen

Meine Schlüsse aus den RKI-Files