Sozialprobleme im reichen Land

„Wie zukunftsfit ist das Südtiroler Sozialsystem“ war das Thema der Veranstaltung, zu der mich das Eurac nach Bozen geholt hat. Sehr schnell zeigt sich, dass Südtirol die selben Probleme aufweist, wie die meisten relativ reichen Gesellschaften.
Die Kluft zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auseinander, die Löhne von immer mehr Menschen reichen nicht mehr fürs Leben, Armut wächst. Parallel dazu die Probleme am Wohnungsmarkt mit einer sehr hohen Eigentumsquote von 70 Prozent aber starken Problemen im Bereich leistbarer Wohnungen. Das wiederum verstärkt die Probleme in der Pflege, viel zu viele gut ausgebildete haben Südtirol verlassen oder pendeln etwa in die Schweiz mit deutlich höheren Gehältern für Pfleger:innen.
So wie Österreich sucht Südtirol für diese Probleme Lösungen und wird starke Budgetumschichtungen hin zum Wohnen und Sozialen benötigen.
Probleme und Lösungsansätze sind hier in Südtirol recht ähnlich jenen in Österreich. Besonders interessant finde ich jedoch, was mir Mediziner:innen über die Situation im Gesundheitssystem berichten. In Italien gibt es seit 50 Jahren ein steuerfinanziertes Gesundheitssystem, also nicht auf Basis von Krankenkassen. Das hat den Vorteil der Gleichbehandlung unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten und andererseits eine einfachere Gestaltbarkeit, weil jene Zersplitterung von Zuständigkeiten, die wir in unserem System erleben und die es oft nicht mehr reformierbar erscheinen lässt, wegfällt. Kooperation über Fächer und Zuständigkeiten hinaus wird einfacher - im Interesse der Pantient:innen.
Am 22.Oktober finden hier Landtagswahlen statt und diese werden immens spannend. Die Dominanz der SVP beginnt zu bröckeln, Spaltungen, eine Reihe von Kandidaturen auf der Rechten und die Regelungen des Autonomiestatuts machen das Endergebnis schwer prognostizierbar. Aber all das scheint auch zu großen Interesse zu führen, vielleicht gelingt eine Politisierung.
Wir hatten bei unserer Veranstaltung über 200 interessierte Teilnehmer:inner.
Jetzt mach ich mich dann auf den Heimweg, der länger als geplant dauern wird. Denn Muren sind am Brenner abgegangen, die Bahnstrecke ist gesperrt. Und aufgrund des Hochwassers gibt es auch in Tirol und Salzburg Probleme an der Westbahnstrecke.
Aber es werden sich Wege finden. Viele Klimaforscher prognostizieren uns ja, dass das, was wir in diesem Sommer erleben, nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Zukunft ist, wenn wir nicht handeln.

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