Paradeiserernte

 Am Morgen eines Regentages Ende Juli in Wien. Die Fotos der Waldbrände in Griechenland gehen um die Welt und sorgen vor allem für Gesprächsstoff in Europa. Es ist schon eigenartig, wie groß der Unterschied für viele ist, ob die Bilder aus Kanada kamen oder nun aus Griechenland. Je näher die Klimakrise kommt, desto emotionaler wird die Debatte.

Obwohl, wer die Fotos der Kitesurfer an der Küste der Hauptbetroffenen Insel Rhodos sieht, zweifelt an der Sensibilität.

Den meisten allerdings wird langsam klar, wie dramatisch die Lage ist. Je heißer und trockener es durch die Klimakrise wird, desto mehr große Waldbrände entstehen. Touristen fliehen aus Rhodos, dramatisch die Lage auch ua in Sizilien bei einer Lufttemperatur von bis zu 47 Grad. Palermo ist eingekesselt vom Feuer, die Bevölkerung wird aufgerufen, in den Häusern zu bleiben. Aus Norditalien werden schwere Stürme gemeldet mit faustgroßen Hagelkörnern. Teilweise fällt der Strom aus, teilweise die Wasserversorgung. In der Stadt Catania ist das etwa seit Tagen der Fall.

Die Entwicklung war absehbar. Die Wassertemperaturen der Meere steigen, dadurch steigt mehr Wasserdampf auf, die Energiemengen werden größer, die entstehenden Stürme immer heftiger.

Dadurch entstehen Trockenheit, die nur kurz von schweren Stürmen unterbrochen werden.

Hier in Wien ist es ein Glück, dass es regnet. Endlich können sich die Pflanzen wieder vom Hitzestress erholen, das Grundwasser erhält zumindest in Regionen mit unverbauten Böden wieder neue Dotierung. Ein Hektar unterbauter Böden speichern bis zu 2300 m3 Wasser.

Kommt jetzt endlich der Neubeginn einer engagierten Klimaschutzpolitik auch in Österreich? Unsere Initiative neustart-klima.at fordert die Umsetzung von sieben großen Maßnahmen von einem Bodenschutzvertrag bis zum verbindlichen Klimaschutzgesetz. Viele unterstützen bereits, aber der Bundeskanzler verweigert seit Monaten das Gespräch. Wir werden in den nächsten Wochen als Allianz für einen Neustart für Klimaschutz den Druck auf die ÖVP massiv erhöhen.

Und ich nütze den heutigen Morgen, noch vor Beginn meiner Arbeit, für die erste größere Tomatenernte.

Dabei erinnere ich mich an meine Kindheit. Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf in Neukirchen bei Lambach in einem kleinen Sacherl, das meine Eltern geerbt hatten. Unsere Mini-Landwirtschaft bestand aus 5 Schweine und einem Gemüsegarten. Letzteren bewirtschaftete meine Mutter auch, als wir nach wenigen Jahren nach Schwanenstadt in das von meinen Eltern eigenhändig errichteten Einfamilienhaus übersiedelten. Dabei muss ich an die Ernteschübe denken. Etwas wenn 50 Häupel Salat gleichzeitig erntereif waren, es bei uns tagelang Salat mit Ei gab und mein Vater die restlichen Häupel in den kleinen Lebensmittelmarkt der Kleinstadt lieferte.

Heuer hab ich erstmals in Wien ein paar Tomatenstauden angepflanzt. Und sie gedeihen prächtig. Die heutige Ernte ist nicht so groß wie damals in der Kindheit, aber sie wird mit dem was noch an Blüten und kleinen grünen Früchten an den Pflanzen ist, den ganzen August hindurch reichen.

Ich liebe Tomaten sehr, ihren Geruch, wenn sie frisch von der Pflanze genommen werden, ihren Geschmack. Eine frische Paradeiser auf ein Butterbrot, etwas Salz drauf - das beste Essen der Welt.

Vor Jahren habe ich ein Kochbuch verfasst, „Besser Essen“ war sein Name. Viele Leser:innen haben mir damals geschrieben, warum ich die Tomaten Pardeiser nenne, einer mich darüber informiert, dass es in Österreich eine Sprachgrenze gebe, ab der dieser Name früher Realität war. Ich finde es gut, auch alte Begriffe hin und wieder zu verwenden, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. 



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