Wien im Nebel

 Diese Zeilen werden in der Straßenbahn, im Sechziger, verfasst. Heute bin ich sehr zeitig in der Früh zum ersten Termin in der Innenstadt aufgebrochen, jetzt wieder am Heimweg ins Homeoffice. Nebel liegt über der Stadt, die Stimmung der Fahrgäste entspricht dem Wetter. Viel Pessimismus. Wir werden die Krise nicht schaffen, es wird immer schlechter, Arbeit muss sich wieder lohnen, viele wollen nicht arbeiten.

Ich wende ein: aber wir sind eines der reichsten Länder der Welt, wer soll die Krise schaffen, wenn nicht wir? Sollen nicht die Milliardäre dafür einen stärkeren Beitrag leisten?

Skeptische Blicke. Wenig Glaube an die Möglichkeit einer Reform und an eine gute Zukunft.

Ich wende ein, ob sie nicht vor fünf, vor zehn und vor fünfzehn Jahren dasselbe gesagt haben. Sie lachen und stimmen zu.

Über achtzig Prozent der Bevölkerung, flächendeckend in allen Bundesländern, erwarten schwierige Zeiten. Kaum jemand zeigt Zuversicht. Aber genau das ist eines der Probleme: wie sollen wir da heraus kommen, wenn niemand daran glaubt? Aber auch: wie soll jemand dran glauben, dass wir rauskommen, wenn kein Weg, keine Perspektive sichtbar ist?

Bei meinen Vorträgen habe ich nun einen neuen Schlussteil eingebaut, einen sehr einfachen. Ich stelle die Frage, wenn sie sich ein gutes Leben vorstellen, wie wird dann 2040 unser Land und das Leben aussehen. Und wie kommen wir dort hin. Und bislang ist dieser Teil wie das Öffnen eines Fensters: zuerst Schweigen, dann immer mehr Ideen und wachsende Begeisterung, plötzlichen sehen wir alle, dass es da draussen irgendwo und irgendwann eine wirklich schöne Landschaft geben kann, ein gutes Leben für alle.

Ja, es ist höchste Zeit für Utopien!

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