Mondseh

 Den Mondsee zu sehen, ist für mich immer ein besonderer Moment - dieser See wirkt auf mich so meditativ wie wenig andere Orte und ihre Bilder. Und daher hab ich mich schon sehr gefreut, als ich mich gestern Nachmittag in den Zug nach Salzburg begeben habe. Und welch freudige Überraschung: ein Sitzplatz und in meinem Wagon fast ausschließlich Fahrgäste MIT Maske, trotz Durchsage der Westbahn, die auf die Möglichkeit des Ablegens der Maske “nach dem Tunnel” ausdrücklich hingewiesen hat. Nach dem Ausstieg in Salzburg zur Halbzeit meiner so hoffnungsvoll begonnenen kleinen Reise dann einige Minuten Chaos. Streng die Anweisungen von Scotty befolgend, stieg ich am Südtirolerplatz in den angegebenen Bus ins Stadtzentrum, mit dem Ziel dort in die Linie 140 nach Mondsee zu wechseln. Alleine mir wurde der falsche Umstiegsplatz genannt, von dort im Laufschritt an den Richtigen und auf der Suche nach Steg D. Auf dieser Suche tauchten DREI 140er aus dem Nichts auf und waren nie mehr gesehen. Erste kleine Schweißperlen, um 19 Uhr sollte die Lesung beginnen. Aber der Fahrer des vierten 140ers zeigte Erbarme, stoppte vor dem wild fuchtelnden Autor sein Fahrzeug und ließ diesen ins rettende Innere. Und los ging die Fahrt aus Salzburg hinaus Richtung Thalgau mit gefühlten 140 Haltestellen. Aber Ruhe, Entspannung, freundliche Gespräche und rechtzeitig sind wir in Mondsee. Hier aber wartet auch Mario.

Mario ist einer der letzten, die in Mondsee bis in diese Tage jeden Donnerstag seinen Demonstrationszug veranstaltet. Wobei Zug etwas übertrieben scheint. Mario and his last friends, einige wenige “gegen die Lügen”, “gegen die Plandemie”. Heute ist zwar Freitag, aber Mario ist dennoch “im Dienst”, es scheint seine Lebensaufgabe. Er begleitet mich durch Mondsee, filmt mich den ganzen Weg mit seinem iPhone, stellt mir Fragen und kommentiert:”Das ist also der Mann, der Österreich zerstört hat. Herr Anschober, dass sie sich nach Mondsee trauen?! Was sagen sie zur Plandemie”. Kurze Zeit später ist Marios Dreh auf Facebook zu bewundern.

In der Zwischenzeit kommen wir zum schönen Schloss Mondsee, verwundet durch einen Riesenparkplatz im Hof, aber Ort etlicher spannender Lokalitäten, unter anderem der Schlossgalerie, unser heutiger Veranstaltungsort. Mit wenigen Minuten Verspätung beginne ich meine Lesung, draussen wartet Mario mit wenigen Freunden und vielen Schildern und der Polizei, die mittlerweile eingetroffen ist und sehr professionell und freundlich darauf achtet, dass es zu keiner Eskalation kommt. Ich freue mich neuerlich über ein volles Haus. Die Stimmung ist gut, die Fragen sehr politisch und engagiert, viele BesucherInnen lassen sich Ihr Buch signieren und wir gehen anschließend noch auf ein entspanntes Glas Bier. Einige dialogbereite Corona-Skeptiker setzen sich zu uns und suchen das Gespräch. So ist das gut.

Nach einer unruhigen Nacht gehe ich Laufen und setz mich dann gemeinsam mit einem möglichen Projektpartner einer internationalen Universität in das Seecafe, direkt an den See. Ich sehe den Mondsee und spüre seine meditative Wirkung. Es wird ein gutes Gespräch.

Zurück nach Wien bis zum Westbahnhof, der 60er wartet. Meine kleine Reise ist zu Ende, aber schon am kommenden Dienstag folgt die 24.Station meiner langen Lesereise - der Beginn der zweiten Halbzeit im wunderbaren Sierning im schönen Schlosshof. Ich freue mich darauf. Denn am schönsten sind die Lesungen, bei denen anschließend Zeit für Gespräche ist und ich nicht schnellschnell zum letzten Zug hasten muss. Es sind soviele Erfahrungen, so viele Impulse, so viele Denkanreize und so viele Menschen, die guten Willens sind. Dieses Land ist reich, auch an Engagement. Diese Erlebnisse, diese Erfahrungen würde ich auch aktiven Politikern wünschen. Sie prägen und schaffen Vertrauen.

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