SommerNACHgespräche

 Ein wunderbarer Sommermorgen. Ferragosto. Gestern am Abend war ich wieder einmal im Fernsehstudio. Die SommerNACHgespräche wurden nicht im ORF-Zentrum an Königlberg, sondern bei Interspot-Film in der Gegend um Atzgersdorf aufgezeichnet.  Zwei Stunden vorher eintreffen, dann in die Maske (abschminken ist mir lieber), anschließend Werner Koglers Sommergespräch ansehen, über das wir sprechen sollen. Und langsam begann die Aufzeichnung. Aufgehorcht habe ich während dieses Gesprächs vor allem bei einer Wortmeldung der Kabarettistin und Schauspielerin Athanasiadis, die ihr Unverständnis bekundet hat, dass so lange so wenig weitergeht beim Klimaschutz.Ich habe während der Diskussion und vor allem am Heimweg viel darüber nachgedacht, warum es wirklich beim Klimaschutz/Bodenschutz, den existenziellen Fragen unserer Zeit, so schwierig ist, spürbare Veränderungen durchzusetzen. Auch für die hochengagierte und kompetente Klimaschutzministerin, die alles versucht, was in ihrer Macht steht. 

Es ist wohl eine Mischung: viele Politiker:innen und Berater:innen  sind meinem Eindruck nach weitgehend uninformiert über die Details, manche sehen parteipolitisch keine Möglichkeit, bei diesen Themen zu punkten, manche meinen, einschneidende Maßnahmen seien nicht populär genug, andere machen sich Sorgen, mit Lobbys in Konflikt zu kommen. Da passt gut, dass mir ein Mitarbeiter einer Landespartei der ÖVP jüngst erzählte, bei den Erfolgsbilanzen der Bundespolitiker (ich bleib bei der Männlichkeitsform) sei es so, dass ein wesentlicher Teil der Schilderung daraus bestehe, was alles verhindert worden sei (in unterschiedlichen Bereichen). Die wahren Mächtigen in der ÖVP sind die Landeschefs, der Föderalismus gibt ihnen die Macht.

Aber zurück zur Gestaltungsfrage: es hat auch mit dem Anspruch zu tun, warum manche Politiker:innen diesen Beruf gewählt haben. Nach meiner Einschätzung ist die Zahl jener, die verändern und gestalten wollen, in der Minderheit. Und schließlich kommt die Komplexheit des Themas dazu: nichts passiert unmittelbar nach einem Beschluss oder einer Veränderung, die Klimakrise spitzt sich weiter zu. International müssen in vielen Ländern viele Beschlüsse fallen, dann wird zeitversetzt eine Verbesserung eintreten. Das ist schwierig und deshalb sind Maßnahmen mit konkreten Veränderungen und einem konkreten Nutzen für viele vermutlich eine Lösung: das Klimaticket, ein Vertrag gegen Bodenversiegelung uä.

Und so kommen wir da auch heraus: durch Maßnahmen, die der Bevölkerung konkreten Nutzen bringen und die Emissionen verringern. Durch Druck auf die ÖVP auf allen Ebenen. Durch die richtigen Wahlergebnisse, die Klimaschützer:innen stärken.

Nach der Aufzeichnung gehe ich zehn Minuten bis zu den Öffis, fahre durch eine mir fremde Gegend und spaziere durch die laue Sommernacht noch einmal zehn Minuten bis nach Hause. Ja, gerade hier mit einem schlechten Öffisanschluss in den Nachtstunden wäre es mit dem Auto schneller, aber es wäre nicht besser. Ganz im Gegenteil: ich habe einen neuen Teil Wiens kennengelernt, ich habe Bewegung gemacht, ich bin zum Nachdenken gekommen, ich habe die warme Nacht genossen und ich habe das Richtige getan. Und das ist doch schon sehr viel.

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